/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Klagen erlaubt.
Tanja Rinsland über Jakobus 5,11.
Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.
Was zeichnet einen standhaften Menschen aus? Durchhaltevermögen? Oder Geduld?
In der Bibel wird Hiob als standhaft bezeichnet. Er ist die Hauptperson des gleichnamigen Bibelbuches. Hiob wird als tiefgläubiger Mann geschildert, den mehrere verheerende Schicksalsschläge ereilen. Unter anderem verliert er alle seine Kinder bei einer Naturkatastrophe. Unter der Last der Trauer bricht er zusammen, erkrankt an Leib und Seele.
Als gläubiger Mensch versucht Hiob, sein Schicksal mit seinen Vorstellungen von Gott in Einklang zu bringen. Das gelingt ihm freilich kaum. Er weint, er hadert - und irgendwann erhebt er sogar Vorwürfe gegenüber Gott. Menschlich ist das mehr als nachvollziehbar. Aber ist das besonders standhaft?
Genau das behauptet ein anderer Autor der Bibel, Jakobus. Er setzt sich viele Jahrhunderte später mit der Geschichte Hiobs auseinander und nennt ihn ein Vorbild für Standhaftigkeit. Warum?
Bei allem Hadern und Klagen: Hiob weigert sich, seinen Glauben aufzugeben. Er sagt sich nicht von Gott los. Hiob erweist sich nicht etwa darin als standhaft, dass er das Leid klaglos über sich ergehen lässt. Sondern er wendet sich mit seinem ganzen Schmerz an den einen, der ihm helfen kann. Das Schöne an der Hiob Erzählung ist der Schluss: Gott antwortet. Nicht auf Hiobs Fragen – aber auf Hiob selbst.
Mich tröstet dieser Gedanke. Durchhaltevermögen bedeutet nicht, mein Schicksal klaglos anzunehmen. Kämpfen, Fragen, Hadern: all das ist in einer Krise erlaubt. Was mich trägt, ist die Überzeugung, dass Gottes Liebe standhaft ist – in jeder Lebenslage.
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