/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Augen auf im Schlaf
Andreas Odrich über Jeremia 31,25
Denn ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen.
Falsche Propheten schlafen nicht, falsche Propheten geifern. Da wird geholzt, gehetzt und gehasst, im Web und an den Rednerpulten, den vermeintlichen Untergang fest im Visier. Schuld daran immer die anderen, die unschädlich gemacht werden müssen.
Ein ganz anderes Verhalten zeigt der Prophet Jeremia. Und das zu einer Zeit, als das stolze Jerusalem ein Trümmerhaufen ist. Der Tempel zerstört, die meisten Bewohner verschleppt, das ehemals fruchtbare Land eine Wüste. Eigentlich der ideale Nährboden für Hasstiraden, Verschwörungsformeln und Extremismus.
Doch was tut Jeremia? Statt geifernd durchs Land zu ziehen, schläft der Prophet. Er demonstriert damit sein unerschütterliches Gottvertrauen. Seine Perspektive reicht über den Tag hinaus. Seine Perspektive ist nicht angstgesteuert. Jeremia sucht nicht den Schuldigen, Jeremia sucht eine Quelle, aus der er neue Kraft schöpfen kann. Und diese Quelle ist bei Jeremia Gott.
"Ich will die Müden erquicken und die verschmachteten sättigen." Das sagt Gott Jeremia im Schlaf. Frisch erwacht, kann Jeremia mit diesem Zuruf die Menschen stärken.
Jeremia verschließt damit nicht die Augen vor der Wirklichkeit. Aber er zeigt, wo die Kraftquelle liegt. Sie liegt bei Gott, in ihm ruht er. Nicht aus Hass zieht Jeremia seine Nahrung und seinen Auftrag, sondern aus Gottes Liebe, die aufbauen und heilen will.
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