Warten auf die Zeit der Gnade

Einkaufen, wann man will. Nahezu 24 Stunden, rund um die Uhr – das war viele Jahrzehnte in Deutschland die Devise. Inzwischen ändert sich da einiges. Manche Restaurants öffnen nur noch abends, weil ihnen das Personal fehlt. Auch im Einzelhandel bleibt das eine oder andere Regal unbefüllt. Niemand ist da, der sich rechtszeitig darum kümmern kann.

Vielleicht kommen wir eines Tages in eine Situation, wie ich sie noch aus meiner Kindheit kenne: Da war der Donnerstag mit Öffnungszeiten bis 20 Uhr schon etwas Besonderes. Und samstags machten die Läden mittags dicht.

Ob das so wieder gut wäre oder nicht, darüber kann man streiten. Manche Kassiererin im Supermarkt hätte sicher gerne mehr gemeinsame Zeit abends oder am Wochenende mit ihrer Familie.

Doch ich bin überzeugt: Auch mir als normalem Konsumenten tut es gut, dass ich nicht immer alles jederzeit haben kann. Warum? Weil Warten, die Spannung des noch nicht Habens, eine Tugend ist.

Auch Gott handelt nach diesem Prinzip. In der Bibel im Buch Jesaja lässt Gott dem Volk Israel durch den Propheten ausrichten: „Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tag des Heils geholfen.“ (Jesaja 49,8)

Erhört Gott meine Gebete immer und hilft er mir jederzeit? Nein, nicht selten muss ich auf den richtigen Zeitpunkt warten – auf die Zeit der Gnade und den Tag des Heils.

Das ist nicht immer einfach. Aber ich will Gott vertrauen, dass er stets das richtige Timing hat. Manchmal ist Warten halt seliger als sofort Haben wollen.