Navigation überspringen

/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Endlichkeit mit Perspektive

Joachim Bär über Psalm 89,49.

Wo ist jemand, der da lebt und den Tod nicht sähe, der seine Seele errette aus des Todes Hand?

Psalm 89,49

Dieses Jahr ist besonders für mich. Mit 44 Jahren habe ich genau die Hälfte meiner statistischen Lebenserwartung erreicht. Diese Wegmarke macht mir neu bewusst, dass ich eines Tages sterben werde.

Wie gehe ich mit diesem Wissen um? Manchmal denke ich mir: Am besten, ich nehme meine Endlichkeit in den Blick. Dann gebe ich den Dingen den Vorrang, die mir langfristig wichtig sind. Das ist gut. An anderen Tagen sage ich mir: Jeden Tag mit dem eigenen Tod rechnen, da wird man ja ganz irre - jetzt lebe mal einfach! Was auch gut ist.

Beide Sichtweisen haben etwas für sich. Die Bibel weist mir noch einen dritten Weg, mit der eigenen Vergänglichkeit umzugehen. Einen, der Gott einbezieht. Etan, ein weiser Mann aus der Zeit des Alten Testaments, befindet sich in einer außerordentlichen Notlage. Er bittet Gott vor etwa 3.000 Jahren um Hilfe – mit dem Hinweis darauf, dass sein Leben ohnehin schon so kurz und vergänglich ist. Im 89. Psalm betet er so: „Wo ist jemand, der da lebt und den Tod nicht sähe, der seine Seele errette aus des Todes Hand?“ (Psalm 89,49)

Etan weiß, dass er sterben wird. Wie alle anderen Menschen auch. Das lässt ihn aber weder verzweifeln noch den Tod verdrängen. Er wendet sich in einer Notlage an Gott und führt seine Vergänglichkeit an: Herr, mein Leben ist kurz genug, bitte hilf mir aus meiner Notlage!

Das ist für mich ein konstruktiver Umgang mit meiner Lebenszeit. Wenn ich schon sterbe, dann in Verbindung mit Gott, der sich heute um die Fragen und Nöte meines Lebens kümmert. Und der mir eine Perspektive verspricht, die über den Tod hinaus reicht.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (1)

Peter K. /

Lieber Herr Bär,
wenn die Statistik für männliche deutsche Personen eine Lebenserwartung von etwa 79 Jahren angibt, hätten Sie mit 44 Jahren schon reichlich mehr als die Hälfte hinter sich gebracht. mehr