/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Keine Träne ist vergessen
Horst Kretschi über Psalm 56,9.
Sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie.
Frauen, Kinder, Alte, Kranke. Sie alle sind in den vergangenen Wochen vor dem Schrecken des Krieges in der Ukraine geflohen. Mehrere Millionen Menschen sind außer Landes gegangen, haben Schutz in den umliegenden Ländern gesucht. Ich habe Interviews gesehen mit Frauen, die sagten, dass sie die ganze Zeit über nur geweint hätten. Sie seien gefahren und hätten geweint, bis sie beides nicht mehr konnten und erschöpft in Sicherheit waren, in Polen, Rumänien, der Slowakei, Ungarn, Tschechien oder auch bei uns in Deutschland.
Ich weiß nicht wie viele Tränen in diesem Krieg schon geflossen sind, von so vielen Menschen, die alle nur eines wollten: In Frieden leben und glücklich sein. Doch sie werden beschossen und aus ihrer Heimat vertrieben, weil es ein Mann so will. Es ist ein Unrecht, das zum Himmel schreit. Gut, dass dort einer ist, der diesen Schrei hört. Es ist so, wie es der israelische König David vor dreitausend Jahren schon in einem Text festgehalten hat, der als Psalm 56 in der Bibel zu finden ist.
David schreibt davon, dass er von seinen Feinden bedrängt wird. Er klagt Gott sein Leid, und dann heißt es in Vers 9: "Zähle die Tage meiner Flucht, sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie." David ist sich sicher: Alles Leid, jeder Kummer und Schmerz wird von Gott wahrgenommen. Nichts davon geht verloren bei Gott. Er weiß, wie es den Menschen geht, und er wird Trost und Hilfe schenken, da ist sich David völlig sicher. Denn es ist nicht irgendwer, dem er da vertraut. Es ist der Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der Raum und Zeit in seinen Händen hält und auch mich und jeden Menschen, dessen Tränen er täglich sammelt.
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Kommentare (1)
Warum greift dein Gott nicht ein, so werde ich gefragt. Vielleicht, weil viele das gar nicht wollen? So unsere Regierungsmitglieder, die beim Amtseid ganz bewusst auf Gottes Hilfe verzichtet haben. … mehrUnd was soll das Glockenleuten bringen? "Rufe mich an in der Not", sagt Gott. Aber wer tut das denn - die Kirchen sind nach wie vor ziemlich leer. Weder im Bundestag noch in den Medien sind Gott und Gebet ein Thema. Ja, Gott lässt uns machen, schenkt uns eine große Freiheit. Und jetzt sind viele mit ihrem Latein ziemlich am Ende, aber dennoch nicht bereit, zuzugeben, dass wir "ohne ihn nichts tun können". Aber Gott ist geduldig, er wartet mit offenen Armen auf uns, bietet uns Rettung an - wahrhaftig und bedingungslos ...