Kein Job für Streithammel

Christoph Blumhardt der Jüngere war eine der markantesten protestantischen Persönlichkeiten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Ein Pfarrer mit einem Blick für das Elend der Fabrikarbeiter und für die Opfer der Industrialisierung. Blumhardt zog 1900 für die württembergischen Sozialdemokraten in den Landtag ein. Als es 1906 um eine zweite Kandidatur ging, war Blumhardt plötzlich verschwunden. Er hatte sich auf eine Reise ins Heilige Land begeben, auch, um dem Schieben und Treten auf dem politischen Parkett zu entkommen. Da wollte er als Christ nicht länger mittun.

Er hätte sich auf den Apostel Paulus berufen können. Der hat im 2. Korintherbrief im Hinblick auf den Auftrag der Christen geschrieben: Gott hat uns mit sich selber versöhnt durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt.

Das Amt der Versöhnung. Das schiere Gegenteil von Parteipolitik. Dort geht es um Auseinandersetzung, um Abgrenzung vom politischen Konkurrenten. Selbst in einer Koalition geht es oft nur um den kleinsten gemeinsamen Nenner und nicht um die Versöhnung unterschiedlicher Standpunkte. 

Das Amt der Versöhnung ist nichts für Streithammel. Es sei denn, sie sind versöhnlich geworden. Mit Gott versöhnte Menschen können auch auf ihre Mitmenschen anders zugehen. Im Amt der Versöhnung wird der Kampfgeist kanalisiert und darauf gerichtet, verbitterten Zeitgenossen ebenfalls Versöhnung anzubieten. Versöhnung mit Gott – und Versöhnung mit Menschen.

Das Gute daran ist: Man muss nicht erst wie Christoph Blumhardt einen Ausflug in die Parteipolitik machen, um ins Amt der Versöhnung zu gelangen.