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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Gott das Richten überlassen

Ulrike Schild über Matthäus 7,2

Wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.

Matthäus 7,2

Kürzlich begegnete ich auf der Straße einem Mann, der in den besten Jahren ist und eine hohe berufliche Position innehat. Ich frage ihn, wie es ihm gehe. “Momentan nicht so gut”, sagt er zu mir, “ich hatte eine harmlose Operation am Innenohr, und seither leide ich an Schwindel und Unwohlsein, bereits seit mehr als drei Monaten. Ich hatte zwar begonnen zu arbeiten, aber ich musste sie wieder abbrechen. Die Ärzte sind auch ziemlich am Ende ihres Lateins. ‘Abwarten’, heißt es dauernd, ‘abwarten, abwarten!’ Es ist zum Verrücktwerden!”. Bei einer Tasse Kaffee erzählt er mir dann, wie schwer es ihm falle, so untätig herumzusitzen, und dass er nur hoffe, bald wieder arbeiten zu können. “Und wissen Sie”, führte er dann noch weiter aus, “etwas habe ich gelernt. Ich habe gelernt, dass ich nie wieder über andere urteilen werde, die nicht mehr arbeiten und zu Hause herum hocken, wegen einer Krankheit. Wissen Sie, bis zu meiner Krankheit war ich immer ziemlich schnell mit meinem Urteil über solche Typen. ‘Simulant, Schmarotzer’, das war so ziemlich das Harmloseste, was mir dazu eingefallen ist."

Solche Erfahrungen können heilsam für uns Menschen sein, für jeden von uns. Wer selber einmal so gründlich verkannt, missdeutet und gedemütigt wurde, kennt die Schwere der Aussage im Matthäusevangelium, wo es heißt: "Wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden." Und das war mir dann auch wiederum eine ganz persönlich eine Lehre, denn wie schnell fälle auch ich Urteile über andere Menschen. Also: Achtung, dass Urteilen kann uns wie ein Bumerang selber treffen. Außerdem sehen wir immer nur das Äußere. Wir sehen nicht in andere Menschen hinein. Und was immer sie tun: Wir können die Motive ihres Handelns nicht bis ins Letzte beurteilen. Und müssen das auch nicht. Das Richten, das können wir getrost Gott überlassen. Das ist eine ganz Hohe Schule, und man muss einen solch einen Bibelvers mehrmals lesen und meditieren, um  ihn nur ansatzweise zu verstehen. Wie froh bin ich, dass ich durch Gott einen gnädigen Richter habe. 

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Kommentare (2)

Hedy /

wie wahr....wie wahr!
Da finde ich mich, leider, auch und kann mir den Schuh auch anziehen.....!!!

Sabine /

Vielen Dank für Ihre Worte! Ich finde mich da auch wieder u möchte mich in solchen Situationen gerne an Ihren Anstoß erinnern!!!!!