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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Dampf ablassen

Elke Drossmann über Psalm 71, 20-21

Gott, du holst mich wieder herauf aus den Tiefen der Erde. Du machst mich sehr groß und tröstest mich wieder.

Psalm 71,20–21

Mir platzt der Kragen und dann lege ich los. Lasse Dampf ab. Andere sind sprachlos.

Es gibt auch andere Methoden, meinem Ärger Luft zu machen. Rausrennen und die Tür knallen. Alles in mich reinfressen. Im Tagebuch alles sorgfältig festhalten. Im Gedächtnis abspeichern, wer mir wann, was angetan hat und eine innere Strichliste führen.

In den Psalmen, dem Gebetbuch im Alten Testament, wird mir eine völlig andere Methode empfohlen: Laut Dampf ablassen im Angesicht Gottes. Mein Gebet wird zum Ventil, meinen Ärger zum Himmel aufsteigen zu lassen und darauf zu vertrauen: Gott, mein Vater im Himmel, hört mich.

Mit welcher Berechtigung darf ich das? Weil Gott mich kennt und mich liebt und ich ihn. Gott weiß, dass ich ein Ventil brauche. Er möchte es lieber selbst abbekommen, als dass ich mir selbst oder anderen schade. Gott schätzt es, wenn ich ihm so vertraue, dass ich laut vor ihm ausspreche, was mir zu schaffen macht.

Ich traue mich, weil ich glaube, wie der Beter aus Psalm 71, dass Gott mein Fels, meine Burg, meine Hilfe, meine Zuversicht, meine Kraft ist, auf den ich mich auch im Alter verlassen kann. Deshalb hänge ich mich an den Beter an und sage:

„Gott, du holst mich wieder herauf aus den Tiefen der Erde. Du machst mich sehr groß und tröstest mich wieder.“

Das können andere in dem Ausmaß nicht, ich selbst ebenfalls nicht, mein Bauch erst recht nicht, auch mein Tagebuch und mein Gedächtnis nicht, aber mein Gott! Der ist schon mit ganz anderen Dingen fertig geworden.

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