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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Recht und Gnade

Markus Baum zu 2. Mose 32,11.12

Vergib ihnen doch ihre Sünde; wenn nicht, dann tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast.

2. Mose 32,11.12

Es muss vor etwa 3.500 Jahren geschehen sein am Berg Sinai im Süden der gleichnamigen Halbinsel. Das Volk Israel lagerte dort und wartete auf seinen Anführer Mose. Der hatte eine Verabredung mit Gott – oben auf dem Berg. Seine Rückkehr ins Lager zog sich hin, bis bei den Wartenden der Geduldsfaden riss. Stimmen wurden laut: Wer weiß, was Mose passiert ist - vielleicht hat er sich aus dem Staub gemacht. Und vielleicht ist der Gott, dem wir gefolgt sind, doch nicht so zuverlässig wie erhofft. Wir brauchen Plan B: einen sichtbaren Gott. Etwas zum Anfassen. – Dank großzügiger Sachspenden entstand in kürzester Zeit eine goldene Skulptur in Form eines Stieres. Und das Volk Israel inszenierte den sprichwörtlichen Tanz ums goldene Kalb.

Mose befindet sich zu dieser Zeit ein paar hundert Höhenmeter weiter oben am Gipfel des Berges Sinai. Er fällt aus allen Wolken, als Gott ihn darüber aufklärt, was gerade im Basislager vor sich geht. Gott macht Mose den Vorschlag: Hör mal, mit dem Völkchen da unten werde ich kurzen Prozess machen. Aber dafür werde ich dich groß rausbringen. – Und wie reagiert Mose darauf? Er fleht Gott an: "Lass ab von deinem schrecklichen Zorn! Gib dein Vorhaben auf, solch ein Unheil über dein Volk zu bringen!" Kann man nachlesen im 2. Buch Mose Kapitel 32.

Gott hatte allen Grund, zornig zu sein. Und er hat vermutlich nur deshalb auf Mose gehört, weil der ihn beim Wort genommen hat. Mose hat Gott erinnert an seine Zusagen in früheren Zeiten. Gnade kann nur erweisen, wer im Recht ist. Das Volk Israel hat erlebt, was "Gnade vor Recht" bedeutet. 

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