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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Über die Hutschnur

Markus Baum über Philipper 4,7

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.

Philipper 4,7

Das fass ich nicht. Das ist mir zu hoch. Das geht mir über die Hutschnur - schon erstaunlich, wie oft Menschen des 21. Jahrhunderts eingestehen oder zumindest behaupten, dass sie etwas nicht begreifen. Nun habe ich aber auch gelernt: Viel nach außen gezeigte Begeisterung ist gar nicht echt, sondern ist eine reine Show. Oft auch abgekupfert von irgendwelchen glamorösen Auftritten internationaler Stars. Und das ist noch nicht mal von vorneherein verwerflich - es ist ja auch eine Art Gesellschaftsspiel: Mit übertriebenen Ausrufen des Erstaunens machen wir uns lustig über die Welt des schönen Scheins. "Whow - Toll - Ich bin ja so was von geflasht" - da muss man immer 50 % abziehen und dann überprüfen: Wie großartig ist die Sache denn wirklich? 

Gute Eigenschaften ganz bewusst herausstellen und überhöhen, Erfolge über den grünen Klee loben - das ist keine Erfindung des Digitalzeitalters, das gab's zu allen Zeiten. Das hatten zum Beispiel die Rednerschulen der Antike auf dem Lehrplan. Das konnte man regelrecht studieren.  

Der Apostel Paulus hat einen ganz anderen, aber auch sehr wirksamen rhetorischen Kniff angewandt in seinem Brief an die Christen im mazedonischen Philippi. Nämlich Understatement. Untertreibung. Zitat: "Der Friede Gottes, der höher ist als als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren." Zitat Ende. Da ist die Hammeraussage dezent versteckt in einem Nebensatz. Nämlich: Bei Gott gibt es Frieden, nicht ein bisschen Frieden, sondern Mega-Frieden. Höher als alle Vernunft. Das ist wirklich nicht zu fassen. Das ist wirklich Whow. 

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