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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Mit geballter Faust

Elke Drossmann über Psalm 94, 9

Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören? Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen?

Psalm 94,9

Hilflos ballte er die Faust in der Tasche. Er wusste, sie haben die Presse auf ihrer Seite. Kinder wurden als Schutzschilde missbraucht. Raketen schlugen ein. In der UNO wird eine Resolution eingebracht. Er weiß jetzt schon, wie die Abstimmung ausgehen wird.

Aus der geballten Faust wird ein Gebet. Er greift auf eine Gebetsvorlage zurück. Vor Jahrhunderten schien ein Beter bereits seine Lage heute zu kennen: Die Sehnsucht, dass einer endlich mal sagt: „So geht es nicht weiter“.  Der Ruf nach Gott, der endlich Lügen, Halbwahrheiten, verdrehten Tatsachen ein Ende macht.

Viele um diesen Beter herum, rechneten damals schon nicht mehr mit Gott. „So neu ist das alles gar nicht.“ – denkt der Beter mit der geballten Faust aus dem Jahr 2018.

Gott schien schon immer den Eindruck zu erwecken, wegzuschauen.                  

Der Beter macht es wie in der Gebetsvorlage von Psalm 94: Wieder und wieder sagt er Gott, was ihn wütend macht, und fragt auf einmal wie der Beter aus alten Zeiten:

„Der das Ohr der Menschen erschaffen hat, sollte er wirklich nicht hören? Und der das Auge gebildet hat, sollte er nicht hinsehen?

Und er, der mit der geballten Faust ins Gebet stolperte, er traut Gott wieder alles zu. Gott hört hin. Er sieht, was sich abspielt. Eines Tages wird Gott im himmlischen Gerichtssaal sagen, wie es wirklich war. Gottes Urteil wird nicht mehr angefochten werden. Der Beter vertraut: Gott hört und sieht. Mich und die anderen. In Gottes Gegenwart löst sich seine geballte Faust und nimmt, was Gott ihm jetzt schon gibt: Trost und Halt.

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