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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Glasklar ehrlich

Andreas Odrich über 1. Kor. 13,12.

Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.

1. Korinther 13,12

Gibt es etwas Größeres als meinen Verstand? Dumme Frage, natürlich nicht. Oder etwa doch? Für einen der größten Lehrer der Christenheit ist das mit dem Verstand tatsächlich so eine Sache und er macht eine ehrliche Bestandsaufnahme. Paulus, Missionar und Apostel, Gemeindegründer und Ziehvater der Urchristenheit.

Paulus notiert daher den bemerkenswerten Satz: "Jetzt erkenne ich stückweise - dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin."

Erstaunlich. Dieser berühmte Mensch, der viel von sich selbst halten könnte, und von dem eine ganze Reihe von Schriften überliefert sind, stellt seine eigene menschliche Erkenntnis in Frage. Paulus weiß, dass er wenig weiß, und dass er die Wirklichkeit mit seinem Verstand so wahrnimmt, wie in der Antike ein Spiegel die Wirklichkeit abbildet, nämlich mit unscharfen Konturen und vielen blinden Stellen. Erst später bei Gott und durch Gott wird Paulus die letztgültige Klarheit erlangen, die ihm jetzt noch fehlt.

Es ist gar nicht geduckte Demut, wenn Paulus das von sich sagen kann. Vielmehr gehört eine große Portion Selbstbewusstsein dazu. Alle Achtung, wenn jemand von sich sagen kann, dass er nicht alles weiß, und wenn er sich selbst damit hinterfragbar macht. Paulus hat dies offenbar nicht geschadet. Man sieht ihn bis heute als weisen Mann. Von dieser Art Weisheit schneide ich mir daher gerne eine Scheibe ab.

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