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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Solange der Docht noch glimmt

Markus Baum über Jesaja 42,3

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.

Jesaja 42,3

Zweieinhalbtausend Jahre sind eine lange Zeit. Vor zweieinhalbtausend Jahren hat jemand im Namen Gottes dem traurigen, von Krieg und Verschleppung gebeutelten Rest des Volkes Israel eine Trostkur beschert und eine Trostbotschaft ausgerichtet. Hinterlegt ist diese Trostbotschaft im Buch des Propheten Jesaja ab Kapitel 40. 

Unter anderem ist da von einem Gottesknecht die Rede mit einer bemerkenswerten Arbeitsweise: "Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." So kann man nachlesen in Jesaja 42,3.  

Wer ist so rücksichtsvoll, wer richtet das geknickte Rohr wieder auf und stabilisiert es? Wer macht sich so viel Mühe? Wer facht das kleine Restchen Glut an der Spitze des Dochts behutsam wieder an, wer hütet dann die Flamme und sorgt dafür, dass sie auch Nahrung findet? Wer kann das überhaupt? Wer versteht sich auf diese Kunst? 

Ein halbes Jahrtausend später wirkt Jesus, der Mann aus Nazareth, der Sohn der Maria im Heiligen Land, und viele seiner Zeitgenossen identifizieren ihn mit diesem Gottesknecht. Denn bei Jesus passt einfach alles. Aus dem Kind in der Krippe im Stall von Bethlehem ist ein tatkräftiger, selbstbewusster und sendungsbewusster Mann geworden. Er geht genau so wie Jesajas Gottesknecht auf Menschen zu. Besonders auf die Gebeugten und Geknickten. Auf Menschen, denen sonst niemand mehr eine Chance gibt, noch nicht einmal sie sich selbst.  

Jesus löscht den glimmenden Docht nicht, im Gegenteil. Und den Geknickten hilft er auf, sodass sie ihren Blick wieder zum Himmel heben können. Zu Gott. Und das macht er auch heute noch. 

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