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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Wohlfeile Ratschläge unerwünscht

Markus Baum über Psalm 42,12

Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Psalm 42,12

Was habe ich sie satt, die gut gemeinten Ratschläge vom Typ „Kopf hoch, wenn der Hals auch dreckig ist“ – oder Sinnsprüche des Kalibers „Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ Das hilft mir herzlich wenig, wenn mir etwas Schweres auf der Seele liegt oder wenn mich trübsinnige Gedanken quälen.

Ich bin mir ziemlich sicher: Jede und jeder hat mal solche Phasen. Auch die fröhlichsten Gemüter werden gelegentlich konfrontiert mit niederschmetternden Tatsachen, mit bedrückenden Diagnosen. Und es müssen noch nicht einmal Horrornachrichten sein - auch scheinbar belanglose Ereignisse, auch unbedachte Worte können einen Menschen richtig herunterziehen und in eine emotionale Krise stürzen. Der moderne Mensch der Gattung Homo Sapiens ist zwar einerseits eine robuste, andererseits eine sehr empfindliche, mimosenhafte Natur.

Davon legen schon die Psalmen Zeugnis ab – das etwa 3000 Jahre alte Liederbuch Israels. Wie steht es im melancholischen Psalm 42: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“ Aber das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Denn wie bei so vielen anderen Balladen kommt es auf den Schluss an. Sonst verpasst man die Pointe, die Auflösung, die Wendung ins Positive. Es wird vielleicht nicht oder nicht gleich alles gut, aber am Ende steht die Hoffnung auf Gott und die feste Zuversicht: „Ich werde ihm noch dafür danken, dass er mein Retter ist!“ Diese Hoffnung ändert vielleicht nichts an den Ursachen meiner gegenwärtigen trüben Seelenlage, aber sie ändert meine Blickrichtung. Also irgendwie doch: Kopf hoch!

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