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Die Christen bekommt man nicht mehr auseinander

Protestanten und Katholiken feiern Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim

Nach Jahrhunderten der Abgrenzung haben am Samstag Protestanten und Katholiken in einem gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst in der St. Michaeliskirche in Hildesheim ihre Gemeinsamkeiten betont.

In Zukunft gemeinsam Liebe Gottes weitergeben

„Die Christen in unserem Land bekommt man nicht mehr auseinander“, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, in einer Doppelpredigt, die er gemeinsam mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hielt. „Wir wollen in der Zukunft nicht mehr getrennt glauben, wir wollen gemeinsam glauben“, sagte Bedford-Strohm.

Schuldbekenntnis zu Beginn – wir haben uns lange Verletzungen zugefügt

Nach einem Schuldbekenntnis zu Beginn des Gottesdienstes, in dem die Kirchenoberhäupter darauf hinwiesen, dass die Christen Jahrhunderte lang gegeneinander Krieg geführt und sich Verletzungen zugefügt haben, stand am Ende des Gottesdienstes ein gemeinsames Gebet mit dem Bekenntnis unter anderem zum reformatorischen Verständnis der Rechtfertigungslehre, „nachdem ein Mensch nur durch den Glauben an Jesus Christus und nicht durch Werke gerechtfertigt wird“, so Kardinal Marx.

Umgekehrt wüssten sich die Protestanten herausgefordert, „ihr eigenes Verständnis von Kircheneinheit, Theologie und Amt im Dialog mit der katholischen Kirche zu vertiefen“, so Bedford-Strohm. Man wolle sich verpflichten, für die ökumenischen Partner zu beten, in ethischen Fragen, die zwischen den Kirchen strittig sind, vorher miteinander in Kontakt zu treten, und die konfessionsverschiedenen Ehen zu stärken, hieß es in dem Abschlussbekenntnis u.a. weiter.  

Panzersperre zum Versöhnungskreuz aufgerichtet

In der schlicht gestalteten St. Michaeliskirche richteten junge Teilnehmer eine symbolische Panzersperre im Verlauf der Liturgie zu einem Kreuz auf, das mit vier Auslegern als Zeichen der Versöhnung in alle Himmelsrichtungen gerichtet war.

Gottesdienst als Auftakt für regionale Gottesdienste

Der zentrale Gottesdienst ist als Auftakt für zahlreiche regionale Gottesdienste dieser Art gedacht, die in den kommenden Wochen gefeiert werden. Die St. Michaeliskirche gehört zu den 20 sogenannten Simultankirchen in Deutschland, die von katholischen und evangelischen Christen gemeinsam genutzt werden, unter ihnen auch der Dom zu Wetzlar, der Heimatstadt von ERF Medien.

Initiative erging durch Evangelische Kirche

Der Gottesdienst fand auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland statt, die in diesem Jahr das 500. Jubiläum der Reformation feiert, die 1517 durch Martin Luther angestoßen wurde. Unter den Gästen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundespräsident Joachim Gauck. Auch die Vertreter anderer Kirchen waren an der Liturgie beteiligt, darunter der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos und die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche, Rosemarie Wenner.

Die Zusammenfassung des Gottesdienstes durch die EKD finden sie hier. Er wurde live von der ARD übertragen. Sie finden ihn in der ARD-Mediathek.

Andreas Odrich

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