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/ Wort zum Tag

„Wo ist nun dein Gott?“

Wolfhart Schlichting über Psalm 42,4.

Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?

Psalm 42,4

Ich habe mir ein Pressefoto aufgehoben: Sie kennen es vermutlich. Es zeigt 21 Männer in orangefarbenen Arbeitsanzügen. Sie knien im Sand an der libyschen Küste, nahe am Wasser. Die Hände sind ihnen auf dem Rücken zusammengebunden. Hinter jedem steht eine schwarz vermummte Gestalt, die ihn am Kragen hält.

Vor fünf Jahren verbreitete ein IS-Video die entsetzliche Szene der blutigen Enthauptung von 21 Christen. Das waren meist jüngere Männer, Gastarbeiter, die im Ausland Geld verdienen wollten, um ihre Familien ernähren zu können: 20 Kopten aus Ägypten und ein Schwarzafrikaner aus Ghana. Nur weil sie Christen sind, „Ungläubige“, wie Muslime sie nennen, wird ihnen das Leben genommen: Weil sie Jesus als „Sohn Gottes“ dem alleinigen Allah ‚beigesellen‘. - Ein Bild zum Weinen.

Da drängt sich die Frage auf: „Wo ist nun euer Gott?“ Im 42. Psalm klagt jemand: „Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?“ Man betet, ruft um Hilfe; aber Gott greift nicht ein. Viele Menschen mussten die enttäuschende Erfahrung machen, dass Gott seine Gläubigen manchmal nicht schützt. Dann sieht es tatsächlich so aus, als wären Tränen ihr tägliches Brot.

Aber die Christen in Ägypten glauben nicht, dass Gott die 21 Enthaupteten im Stich gelassen hat. Sie sehen in ihnen Märtyrer. Diese Männer müssen überzeugt gewesen sein, dass Jesus für sie und ihre Angehörigen wichtiger ist als ihr irdisches Leben. Daher ließen sie sich nicht darauf ein, Jesus zu verleugnen und ein islamisches Bekenntnis nachzusagen, wodurch sie vielleicht ihr Leben hätten retten können.

Die Kopten halten nun am Jahrestag des Todes dieser Märtyrer Gottesdienste. Dabei machen sie sich bewusst, was ihnen Gottes Gnade wert ist. Gnade bedeutet, dass wir durch Jesus Frieden mit Gott haben, Vergebung der Sünden und Zugang zum ewigen Leben.

Wenn uns versagt bleibt, was wir uns wünschen, wenn alle Mühe vergeblich scheint, wenn uns Leiden auferlegt wird, wenn das Schicksal uns Menschen entreißt, ohne die wir meinen, nicht leben zu können, fühlen wir uns auch ohne Verfolgung oft gottverlassen. Dann kann uns das Beispiel der Märtyrer in dem Glauben bestärken, dass uns die Gnade Gottes nicht entwendet wird, und dass sie alle Verluste bei weitem aufwiegt.

Wer die Briefe des Apostels Paulus oder die Apostelgeschichte liest, könnte den Eindruck gewinnen, dass am Anfang des Christentums vorwiegend Lebensläufe standen, denen man nicht ohne weiteres ansah, dass Gott sie gefördert und mit Erfolg gekrönt hätte. Bei Paulus kamen anscheinend noch gravierende gesundheitliche Probleme dazu. Im zweiten Korintherbrief deutet er an, dass er sich manchmal fühlte, wie vom Satan zusammengeschlagen.

Aber auf seinen wiederholten Hilferuf antwortete der Herr: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit“. (2. Kor. 12, 19 LUT 2017) Und siehe da, diese Gnade machte aus dem behinderten Missionar Paulus den Apostel, dessen Briefe in der Bibel stehen und uns als Wort des lebendigen Gottes noch heute zum Glauben an Jesus ermutigen.

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Anstoß

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Kommentare (1)

Dietrich T., Pfr. i.R /

Danke, lieber Bruder dass Sie die Wahrheit über den Islam richtig deutlich machen. Die Enthauptung der 21 Christen war ja nur ein ganz kleiner Teil der satanischen Taten derer, die durch diesen mehr