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Wissen und handeln

Albrecht Kaul über Sprüche 29,7.

Jedes Jahr erstellt die Bundesregierung einen Armutsbericht. Die Zahlen sind ziemlich konstant. 15,5 Prozent – das sind 12,5 Millionen – gelten in Deutschland als arm, haben also weniger zum Leben, als unbedingt nötig. Singles, die unter 890 € haben und eine Familie mit zwei Kindern unter 1870 € Monatseinkommen haben, gelten als arm. Weltweit sehen die Zahlen viel erschreckender aus: Wer unter 50 € im Monat verfügt, gehört zur weitaus größten Gruppe der Menschheit, ca. 2,5 Milliarden – also 2500 Millionen – haben nicht das Nötigste zum Leben! Das ist ein Drittel der Weltbevölkerung!

Das Bibelwort für heute aus dem alttestamentlichen Buch der Sprüche sagt: „Der Gerechte weiß um die Sache der Armen.“ Wir wissen um die Not in dieser Welt. Die Tagesschau bringt uns die schrecklichen Bilder in die Wohnzimmer. Mit zwei, drei Klicks im Internet haben wir untrügliche Statistiken und schlimme Zustände über die himmelschreiende Ungleichheit zwischen Arm und Reich auf unserem Monitor.

Nun heißt es in den Sprüchen nicht: Der Gerechte ist erschüttert und seufzt über die Armut der Welt, sondern: „Der Gerechte weiß um die Sache der Armen.“ Dieses „weiß“ meint mehr. Der Glaubende kennt das Elend, es lässt ihm keine Ruhe, er klagt nicht nur über die Ungerechtigkeit und die Armut, er wird etwas dagegen tun.

Die Armut weltweit und in unserer Nachbarschaft braucht keine Betroffenheit oder Gaffer, sie braucht „Kümmerer“. Den Begriff „Kümmerer“ habe ich kürzlich auf einem Werbeplakat entdeckt. Da kümmert sich eine Firma um ihre Kunden – natürlich nicht ganz uneigennützig. Die Sache des Kümmerns spielt in Managerkursen, in Betriebsleitbildern und bei Behörden wieder eine Rolle. Eine erfreuliche Entwicklung. Nicht „Kümmere du dich mal“, sondern wir kümmern uns um sie!

Kümmerer um Gottes Willen zu sein, meint dieses Wissen um die Armut, um die Not des anderen. Ein Kümmerer kümmert sich, dass Kummer die Menschen auf der Schattenseite des Lebens nicht so kümmerlich leben lässt.

Nun geht es beim Einsatz für Arme nicht darum, dass man später mal seinen Einsatz zurückbekommt. Wir im westlichen Europa sind schon beschenkt. Wir haben weit mehr, als wir unbedingt brauchen. Uns ist unser Einsatz für die Armen schon im Voraus ausbezahlt worden. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben: Wir leben im Überfluss. Dieses Wort fordert uns zum Teilen auf. Nicht erst, wenn alle es tun; nicht erst, wenn die Politik die richtigen Wege für organisierte Hilfe geebnet hat; nicht erst, wenn ich mir den größten Wunsch erfüllt habe; sondern heute mit meinem Überfluss etwas Gutes tun. Die täglichen Bibelworte im Morgenmagazin sind ja nicht eine Lehrstunde, was die Bibel so alles sagt, sondern sie sind eine Aufforderung, sich darauf einzulassen. Also heute: Die Sache der Armen wahrnehmen und etwas gegen die Ungleichheit in dieser Welt zu tun.

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