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Wer kann bestehen?

Ansgar Hörsting über Maleachi 3,2

Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen können, und wer wird bestehen, wenn er erscheint?

Maleachi 3,2

Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen können, und wer wird bestehen,

wenn er erscheint? Maleachi 3,2

Propheten im Alten Testament hatten einen schweren Stand. Sie wollten oft gar nicht sagen, was ihnen von Gott aufgetragen wurde. Aber sie mussten es, wenn sie bei der Wahrheit bleiben wollten. So auch Maleachi.

Das Volk Israel, zu dem er zu sprechen hatte, war der Auffassung, dass Gott ihnen schwere Lasten aufgetragen habe. Lasten durch die Verordnungen zum Gottesdienst, zu den Opferritualen und zum alltäglichen Leben. Die Abgabe von zehn Prozent für die Jerusalemer Kult- und Priesterwelt war schwer außer Mode geraten. Und der Gipfel: Leute, die Böses taten, wurden so dargestellt, als seien sie bei Gott hoch im Kurs. Gottes Gericht? Fehlanzeige.

Maleachi musste sich dem entgegenstellen. Keine schöne Aufgabe. Er war kein geifernder Gerichtsprediger, sondern ein nüchterner Ankündiger. Aber seine Worte waren drastisch genug. „Wer wird den Tag seines Kommens ertragen können und wer wird bestehen, wenn er erscheint?“. Eine echte Frage. Und eine not volle Frage? Kann überhaupt jemand bestehen?

Denn das Kommen Gottes und seines Engels erscheint gefährlich. Wie das Feuer eines Schmelzers und wie Laugensalz. Es wirkt reinigend. So ist Gottes Gericht und Kommen.

Wenn ich heute Prediger über das Gericht oder den Zorn Gottes sprechen höre, dann geißeln sie nicht die Sünde der Menschen, sondern sie geißeln die überzogenen Gerichtsprediger, die die Hölle noch ein paar Grad heißer machen wollen. Sie lassen sich mit Genuss über diejenigen aus, die mit erhobenem Zeigefinger den Menschen drohen, von oben herab predigen. Ich habe schon so viele dieser Darstellungen gehört, ich habe aber noch nie eine Gerichtspredigt dieser Art im Original gehört. Vielleicht gehe ich in die „falschen“ Gemeinden, aber so erlebe ich es. Und nachdem diese Gerichtspredigt also lächerlich gemacht wurde, folgt die Botschaft der Gnade in Jesus Christus. Das sei ja das Zentrum des christlichen Glaubens und sonst sei nicht viel zu sagen. Außer noch ein wenig Tipps zur Lebensbewältigung.

Maleachi steht da nicht mit erhobenen Zeigefinger. Er predigt nicht genussvoll das Gericht, sondern er kündigt an. Es ist eine Not. Aber er bleibt klar.

Das Kommen Gottes ist nicht Vergnügen. Wer Gott beiseitelässt, den lässt er beiseite. Es gibt diese ernste Seite. Wir bekennen mit allen Kirchen: Jesus wird kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Wir glauben, dass es ein gerechtes und gutes Gericht ist. Aber es ist Gericht. Ein Gericht, das gerade rückt. Das alles Unrecht sühnt. Vor allem auch das, das niemals vor Menschen zur Sprache kam oder das so gewaltig oder so gut versteckt war, dass es niemals auf dieser Erde aufgedeckt werden konnte.

Maleachi spricht zum Volk Gottes. Ja, wir glauben und bezeugen, dass wir durch Jesus Christus Vergebung unserer Schuld haben. Wir bekennen mit Paulus „Wer wird verdammen? Jesus Christus ist hier, der gestorben und auferstanden ist.“ (Römer 8:34). Diese Sätze trösten und geben Hoffnung. Aber doch wohl nur dem, der das Gericht Gottes für eine Möglichkeit hält, die ihn auch bedroht.

Es ist schwer, über solche Worte zu sprechen. Sie passen so gar nicht in die Landschaft. Und sie sind sicherlich nicht der Kern der Botschaft der Gemeinde Jesu. Aber sie weisen hin auf den Kern! Wer kann bestehen wenn Gott erscheint? Wer sein Wort hört und tut. Wer nicht feist und fett in Gottes Tempel sitzt und sich beklagt über Gottes unzumutbare Weisungen, sondern demütig danach fragt und bereit ist, danach zu leben. Und wer erkennt, wie sehr er Jesus braucht.

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