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Wer bin ich?

Martin Scheuermann zu Psalm 8,5

Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?

Psalm 8,5

Im Januar 2017 lebten 7 Milliarden 473 Millionen Menschen auf der Erde. Das sind rund 83 Millionen Menschen mehr als im Jahr zuvor. Dies entspricht etwa der Zahl der in Deutschland lebenden Bevölkerung.

Statistisch bin ich eine Null, ein Staubkorn im unendlichen Weltall. Aber für Gott bin ich unverzichtbar. Er kann sich die Welt ohne Sie und mich gar nicht vorstellen. In einem neuen Lied von Hans-Joachim Eckstein wird dies eindrücklich beschrieben:

Du bist ein Wunsch, den sich Gott selbst erfüllt hat; du bist ein Geschenk, das sich Gott selber macht. Du bist auf Erden, weil er dort im Himmel, schon eh du warst, an dich gedacht.

Kennst du das Glück, wenn dich jemand erwartet? Ist es nicht schön, ganz willkommen zu sein? Kennst du die Freude, wenn andre sich freuen, nur weil du kommst, nur du allein?
Soweit Hans-Joachim Eckstein.

David staunt über Gott. Der Schöpfer Himmels und der Erden hat uns Menschen zu seinem Bilde geschaffen. Das ist unsere Würde. Das gibt uns unseren besonderen Wert. Wir Menschen sind auf eine persönliche Beziehung zu Gott hin angelegt. Das unterscheidet uns von allen anderen Geschöpfen. In der Bibel begegnet uns Gott, der es ohne sein Volk schier nicht aushält. Wie ein Vater hält Gott Ausschau nach seinen verloren gegangenen Töchtern und Söhnen. Niemals wird Gott uns aus seinem Gedächtnis streichen. Ob wir nah oder fern von ihm leben – Gott möchte uns in seine Arme schließen. Gerade in Zeiten der Anfechtung und Not, wo wir die Welt und uns selber nicht verstehen, spricht er uns zu: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Darauf kommt alles an: Im Leben und im Sterben zu Gott zu gehören.

Im Gefängnis schreibt der angefochtene Dietrich Bonhoeffer sein berühmtes Gedicht:

Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest, wie ein Gutsherr aus seinem Schloß.

Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten.

Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist.

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge, ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?

Wer bin ich? Der oder jener? Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer? Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling? Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

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