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Weltuntergangsstimmung

Jens Brakensiek über 1. Thessalonicher 5,9.

Gott hat uns nicht dazu bestimmt, dass wir dem Zorn verfallen, sondern dass wir die Rettung erlangen durch unseren Herrn Jesus Christus.

1. Thessalonicher 5,9

Der Tag des Herrn wird kommen - davon waren die Christen überzeugt, denen Paulus den ersten Thessalonicherbrief zusandte. Umgetrieben waren sie aber von der Frage, wann das geschehen wird, wann Jesus wiederkommen wird. Paulus bestätigt sie in dem, was sie schon wissen: Jesus wird kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. So hatte es Jesus selbst schon verkündet und das hatte er ihnen darum auch so weitergegeben. Doch auch später sind in der Geschichte der Christenheit immer wieder voreilige Spekulationen und Berechnungen im Blick auf die Wiederkunft Christi angestellt worden. Das geschah nicht nur von Sektenpredigern, sondern auch von so ehrenwerten Christen wie Johann Albrecht Bengel oder Friedrich von Bodelschwingh. Warum eigentlich? Reichte ihnen die Auskunft unseres Herrn nicht aus, dass wir uns um den Zeitpunkt seiner Wiederkunft keine Gedanken machen sollen, dass wir aber jederzeit dafür bereit sein sollen, dass er wiederkommt?

Vermutlich ist es die beklemmende Vorahnung eines unmittelbar bevorstehenden Endes dieser Welt, die Christen immer wieder darüber nachdenken lässt. Schon am Ende des ersten Jahrtausends war dies der Fall oder im ausgehenden Mittelalter. Aber auch in unseren Tagen bewegt manche Christen diese Frage, vielleicht angeregt durch die Möglichkeit einer atomaren Katastrophe oder durch die Furcht vor einer unumkehrbaren Umweltzerstörung.

Dahinter steht dann aber doch irgendwie die Vorstellung, dass Gott dadurch, dass er die Vernichtung seiner guten Schöpfung zulässt, das Gericht über diese Welt kommen lässt. Und hier schreitet Paulus mit  dem ersten Thessalonicherbrief Kapitel 5 Vers 9 ein. Er schreibt: „Gott hat uns nicht dazu bestimmt, dass wir dem Zorn verfallen, sondern dass wir die Rettung erlangen durch unseren Herrn Jesus Christus.“

Dass wir uns nicht missverstehen: dadurch beschönigt Paulus nichts. Der Jüngste Tag, von dem die Christen sprechen, ist zwar von einem Bert Brecht zum „Sankt Nimmerleinstag“ erklärt worden. Paulus aber weist daraufhin: Je sicherer sich die Menschen wähnen, um so plötzlicher und schrecklicher wird das Erwachen sein. So unvermutet, wie die Wehen über eine schwangere Frau kommen, bricht der Tag des Herrn herein. Begreifen wir die Zeichen der Zeit? Wissen wir, was die Stunde geschlagen hat? Zwar ist es keineswegs ausgemacht, dass die so genannten Propheten des Weltuntergangs mit ihren Prognosen recht behalten. Christen sollten sich vor abgrundtiefen Pessimisten hüten, die kopfscheu machen, aber auch vor unverbesserlichen Optimisten, die blind machen gegenüber drohenden Gefahren und rufen „Friede, Friede!“ - und ist doch kein Friede. Nur wer auf das Ende gefasst ist, wird die Fassung nicht verlieren, wenn es so weit ist.

Es kommt darum auf die Perspektive an, die wir in dem bevorstehenden Gericht Gottes gewinnen. Ganz gleich, wie und wann Gott sein Gericht vollziehen wird, entscheidend ist die Gewissheit: Als Kind Gottes gehöre ich zu Jesus. Darum wird mich der Vater ansehen wie seinen eigenen geliebten Sohn, egal, was ich auf dem Kerbholz habe. Die Grundstimmung ist darum nicht mehr verzweifelt und düster, sondern hoffnungsvoll und zuversichtlich. Paulus fährt darum fort: Jesus Christus „ist für uns gestorben“. Das heißt einerseits: Er hat stellvertretend den Zorn Gottes auf sich gezogen, der eigentlich uns hätte treffen müssen. Und das heißt andererseits: Er ist uns zugut gestorben. Durch Jesus erfüllt sich, was schon der Prophet Jesaja verkündete: „Die Strafe liegt auf Ihm, auf dass wir Frieden hätten.“ In dieser Gewissheit können wir fröhlich und getrost durch den Tag gehen, ganz gleich was kommen mag.

 

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