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Was es heißt, die Wahrheit zu sagen

Dorothee Döbler über Jeremia 23,29.

Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?

Jeremia 23,29

„Ehrlich gesagt: Was du da gemacht hast, das ging ja gar nicht. Das war völlig daneben!“
Haben Sie es schon erlebt, dass jemand Ihnen solches oder Ähnliches sagte? Und dann wegging und Sie stehen ließ?

In meinem Leben gab es solche Augenblicke. Da sagten mir Menschen die Wahrheit ins Gesicht. Es waren peinliche Momente für mich, beschämende. Heilsam, ja, weil mir dadurch erst klar wurde, was ich falsch gemacht hatte. Aber es war auch sehr verletzend.

Ist es gut, jemandem die Wahrheit ins Gesicht zu sagen? Auf jeden Fall ist es falsch, jemandem die Unwahrheit zu sagen. Und noch schlimmer ist es, von der Unwahrheit zu behaupten: „Was ich da sage, das kommt nicht von mir, sondern von jemand anderem.“ Oder sogar: „Das kommt von Gott.“

Von genau so etwas lesen wir im Alten Testament. Damals lebten in den Gemeinden viele Propheten. Sie hatten den guten Vorsatz, Sprachrohr Gottes zu sein. Sie versuchten, auf Nachrichten Gottes zu hören. Und diese Nachrichten gaben sie dann an die Menschen weiter. Manche übten diese Tätigkeit fast wie einen Beruf aus und verdienten ihren Lebensunterhalt damit. Ob sie unter Druck standen, weil die Menschen um sie herum immer mehr Weissagungen wollten? Ob sie der Eitelkeit erlagen, dass sie von den anderen für ihre Weissagungen gefeiert wurden? Jedenfalls gaben sie nicht mehr Gottes Worte weiter, sondern ihre eigenen. Ihre Weissagungen waren selbst ausgedacht.

Trafen diese Weissagungen ein? Natürlich nicht. Sie waren hohl, waren schöngeredet, ohne Wirkung. Gott lässt diesen Propheten ausrichten, wie seine – Gottes - Worte wirken – und zwar spannenderweise auch wieder durch einen Propheten, diesmal durch einen echten. Nämlich durch Jeremia: Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt? (Jeremia 23,29)

Wenn Gott spricht, dann wird das Wunschdenken der Menschen in Schutt und Asche gelegt wie von einem Feuer. Wenn Gott spricht, dann platzen die festgefahrenen Ansichten von Menschen, als ob ein Hammer darauf geschlagen hätte.

Auch heute noch decken Gottes Worte auf, entlarven, halten mir den Spiegel vor. Aber Gott lässt mich damit nicht stehen, wie ich es bei Menschen erlebt habe. Er reicht mir seine Hand. Er bietet mir Vergebung an für das, was ich falsch gemacht habe. Er tröstet mich und fängt mich auf. Diese ausgestreckte Hand Gottes zu erleben, ist ein unglaubliches Geschenk.

Wie ist es nun mit der Wahrheit? Soll sie ausgesprochen werden oder nicht?

Für mich kann ich sagen: Ich will die Wahrheit hören, weil ich nicht in falschem Denken und falschem Handeln von mir stehen bleiben will.

Soll ich anderen die Wahrheit sagen? Auf jeden Fall nur dann, wenn ich mir sicher bin, es ist wirklich wahr und es ist für den anderen hilfreich. Und ich will die Wahrheit nur dann sagen, wenn ich bereit bin, dem anderen auch zu verzeihen. Wenn ich ihm mit der Wahrheit auch die Hand der Versöhnung entgegenstrecke – so wie ich es von Gott erlebe.

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Kommentare (1)

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