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/ Wort zum Tag

Warum hat Gott sich diesen Stress gemacht?

Heinz-Werner Neudorfer über Matthäus 9,11.

Die Pharisäer sprachen zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?

Matthäus 9,11

Die lästige „Warum?“-Frage: „Warum lässt Gott das zu: das viele Leid, die Gewalt, das Unrecht, das Sterben von Menschen?“ Sie kann uns ganz schön zusetzen, wenn andere sie stellen und erst recht, wenn sie uns selbst betrifft.

Ich will sie heute mal umdrehen und die andere Seite betrachten: Warum hat Gott sich diesen „Stress“ gemacht, dass er in Jesus Mensch wurde, angreifbar, verwundbar, sogar sterblich?

Die Pharisäer, das waren die religiösen Spezialisten der Jesus-Zeit, haben das auch getan, und das kam so: Gerade hatte Jesus den Zolleintreiber Matthäus aufgefordert, sein Leben künftig mit ihm zu führen. Der hatte die hingehaltene Hand ohne Zögern ergriffen. Um das zu feiern, hatte er eine Menge Leute aus seinem „Milieu“ zum Essen eingeladen. Jesus war auch dabei, und das irritierte die Pharisäer. Sie fragten die Männer, die Jesus gut kannten: „Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?“ Allgemeiner könnte man es auch so sagen: „Warum lässt sich Gott überhaupt mit Menschen ein, die doch als notorische Halsabschneider und Betrüger bekannt sind? Die Gott einen guten Mann sein lassen? Die sich um seine Regeln für ein gutes Leben einen feuchten Dreck kümmern? Warum tut er sich das an?“

Dass von Gott noch etwas zu erwarten wäre, dass irgendwann einmal sogar einer vom Himmel kommen würde, das war für diese frommen Leute keine Frage. Aber für sie war auch völlig sonnenklar, wer die ersten Ansprechpartner für diesen Gottesmann sein würden – nämlich sie selbst, und nicht dieser „Abschaum“. Jesus ging aber auch zu denen, die mit Gott wenig am Hut hatten, die von sich aus niemals den Weg in den Gottesdienst gefunden hätten. Das passte nicht ins Weltbild der Pharisäer und auch nicht zu ihrem Glauben.

Jesus hat ihre Frage nach Gottes unerwarteter Vorgehensweise ohne Zögern beantwortet: „Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. … Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder“ (Mt 9,13b). Das hätte den frommen Leuten damals zu denken geben können – so wie uns heute. Gott hat keine Berührungsängste. Jesus redet mit allen, hört ihnen zu, hilft ihnen in ihrer Not.

Noch etwas können wir aus dem Bibelvers mitnehmen: Jesus geht auf Zöllner und Sünder zu, aber er wechselt nicht die Seite! Damals setzte man sich nicht so einfach mit irgendwem zum Essen an einen Tisch. Zusammen zu feiern, das war schon ein starkes Signal der Solidarität mit diesen Menschen! Aber: Jesus bleibt auch am Tisch mit den Sündern der Gerechte, mit den „Kranken“ der Gesunde, der Arzt, der ihnen helfen kann. Er konnte mit ihnen reden, ihnen von Gott erzählen, ohne ihnen gleich eine Liste vorzulegen, was sie erst mal alles anders machen müssten. Warum konnte er das? Weil er überzeugt war: Wer sich ernsthaft Gottes Wort aussetzt und Gottes Geist an sich arbeiten lässt, der wird nicht bleiben, wie er ist! Das ist der Punkt: Wenn es stimmt, dass Gott zu jedem Menschen eine Beziehung sucht, dann geht er auch lange Wege zu uns und mit uns.

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Kommentare (2)

Dietrich Tews /

Gut die Problematik mal von der anderen Seite zu bedenken. Danke für diese Andacht.

Marianne Hackbart /

Vielen Dank für Ihre Betrachtung. Die zeigt mir, wie wichtig es ist, eine Sache oder Situation auch von dem Anderen aus zu betrachten.