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Warum ausgerechnet ich?

Eckhard Schaefer über Hiob 38,41

Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irrefliegen, weil sie nichts zu essen haben?

Hiob 38,41

Uralte Fragen werden in jeder Generation neu gestellt. Viele beginnen mit dem kleinen, aber inhaltsschweren Wort: Warum? Warum das Elend und Leid in der Welt? Eine grundsätzliche Frage. Und wenn einem alles genommen wird, was das Leben ausmacht, dann wird es zu einer ganz persönlichen Frage: Warum trifft es ausgerechnet mich? Womit habe ich das verdient?

Von Hiob, der das sprichwörtliche dunkle Tal wie kein anderer erleiden musste, lernen wir, dass wir unsere Fragen und Klagen vor Gott bringen können. Aber Gott antwortet oft anders, als wir es erwartet hätten und anders, als wir es uns wünschen würden. Gott antwortet Hiob mit etwa 60 Gegenfragen (Hiob Kp 38 und 39). Eine dieser Fragen ist : "Wer bereitet den Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und fliegen irre, weil sie nicht zu essen haben? (Hiob 38,41)“ Ist das eine Antwort auf die durch Hiobs Not aufgeworfenen Fragen? Es fällt kein Wort der Erklärung, warum die Gottlosen oft erfolgreicher sind als die Gerechten, warum die Gerechten mit Drangsal und Nöten heimgesucht werden. Hiob wird an die Grenzen seines Denkens und Verstehens geführt. Der allmächtige Schöpfer muss dem ohnmächtigen Geschöpf nichts erklären. Verstehen können wir begrenzten Menschen den unbegrenzten Gott nicht. Wir können aber seine Fürsorge erfahren.

Es wird uns ein Bild aus der Natur vorgestellt: Da sind junge Raben, die irre fliegen und nichts zu essen haben. Das, was sie im Leben brauchen, steht ihnen nicht zur Verfügung. Wer anders als Gott, kann sie versorgen? Und so, wie Er für die Raben sorgt, sorgt Er erst recht für die Menschen.

Den Hinweis auf die irre herumfliegenden Raben können wir nicht lesen, ohne an die Rede erinnert zu werden, die der selbe Gott hielt, als er als Mensch unter uns war, und uns aufforderte:

„Seht die Raben: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben keinen Keller und keine Scheune, und Gott ernährt sie doch. Wie viel mehr seid ihr als die Vögel! (Lukas 12,24)“

Wie kann sich der Lebensstil des sorglosen Vogels in unsere sorgenreiche Welt übertragen lassen? Was fangen Menschen in Anbetracht brutaler Existenzprobleme wie Hiob mit diesem romantischen Bild an?

Es kommt darauf an, wer ein solches Wort spricht.

Der uns auf die Sorglosigkeit der Vögel hinweist, war kein Naturromantiker. Er berichtet einmal, dass die Vögel Nester haben, also eine Bleibe. Er selbst wusste oft nicht wo er sein Nachtlager hatte. Schmerzen und Ängste, Folter und Todeskämpfe hat er am eigenen Leib ertragen.

Leid wird nicht dadurch leichter, dass uns Gott erklärt, warum es geschieht. Der Leidende braucht nicht zuerst eine Antwort auf das Warum. Wichtig ist, dass wir wissen: Der die Vögel unter dem Himmel versorgt ist auch für mich zuständig und alles muss zum Guten mitwirken. In der persönlichen Begegnung mit dem „Gott allen Trostes“ (2Korinther 1,3) findet Hiob und mit ihm auch wir Trost und Einsicht in das eigene Unverständnis. Vertrauen in Gottes Fürsorge ist das Ende unserer Programme und unserer sorgenden Phantasie.

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