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Von Kindern und Narren

Jutta Schierholz über Matthäus 21,15-17

Als die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die Jesus tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus antwortete ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen: »Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet«?

Matthäus 21,15–17

Kinder und Narren sagen die Wahrheit, sagt man. Kinder sagen oft Dinge, die zu sagen wir Erwachsene uns nicht trauen würden. Sie sehen etwas, von dem sie begeistert sind, und platzen einfach los damit, egal ob es gerade passt oder nicht.

Kinder sind noch so unbefangen, dass sie einfach aussprechen, was offensichtlich ist. Im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern ist es auch ein Kind, das das Offensichtliche ausspricht: „Der Kaiser ist ja nackt.“ Im Märchen hatten es zwar alle gesehen, dass der Kaiser gar keine Kleider anhatte und schon gar keine schönen, wie er behauptet hatte, aber entweder hatten die Erwachsenen ihren Augen nicht getraut oder sie hatten Angst, sich zu blamieren. Und so standen die Erwachsenen, die eigentlich am besten hätten Bescheid wissen sollen, am Ende erst recht als die Dummen da.

Hier in dieser Begebenheit im Jerusalemer Tempel haben wir es mit einer ganz ähnlichen Geschichte zu tun: Die Kinder sehen, was hier geschieht: Ein Mann heilt Blinde und Kranke. Ganz klar: das kann nur der Messias sein! Also rufen sie das, was man dem Messias zuruft: „Hosianna dem Sohn Davids! Hurra, der Sohn Gottes ist gekommen!“ Das ist kindliche Begeisterung. Den Kindern ist es ganz egal, dass die Erwachsenen da ganz unterschiedlicher Meinung sind: Da gibt es hier die Schriftgelehrten, denen Jesus mit seinem Anspruch, der Messias zu sein, ein Dorn im Auge ist. Und die das Offensichtliche nicht sehen wollen, was hier geschieht, weil es alles in Frage stellt, was ihnen wichtig ist: Ihren Stolz als Gelehrte und ihre Macht als religiöse Führer. Jesus stellt sie hier mit einem einzigen Satz als die Dummen hin. Er führt ihnen vor, dass sie ihre eigenen Schriften nicht kennen, für deren Experten sie sich halten. Sie sind blind für das Offensichtliche, weil ihnen ihre eigenen Interessen im Weg stehen.

Und dann gibt es da die Menge der Erwachsenen, die kurz zuvor selbst Hosianna gerufen haben, als Jesus in Jerusalem eingezogen ist. Dieses Ereignis wird ja gerade heute am Palmsonntag gefeiert. Es haben Jesus doch alle zugejubelt und sich gefreut, dass endlich der Messias gekommen ist. Was aber tun sie kurz danach? Als Jesus nur Tage später wieder vor dem Volk steht und Pilatus fragt, was er mit ihm machen soll, gibt es keine Hosianna-Rufe mehr. Dann schreien alle nur noch: Kreuzige ihn!

Jesus hatte ihre Erwartungen enttäuscht, die sie an ihn als Messias hatten. Sie hatten gedacht, Jesus würde sie von den Römern befreien, die sie unterdrückten. Sie hatten ihre eigenen Erwartungen daran, wie der Messias zu sein hatte. Und Jesus hat diese Erwartungen durchkreuzt. Auch diese erwachsenen Menschen waren blind für das Eigentliche.

Beide, die Schriftgelehrten und die Leute aus dem Volk, brachten Jesus ans Kreuz. Weil sie blind dafür waren, wen sie vor sich hatten, und weil ihnen ihre eigenen Vorstellungen lieber waren als die Wahrheit Gottes, ist Jesus gestorben. Jesus ist aber auch gerade für diese Art der Blindheit gestorben, denn er hat sie schließlich besiegt. Am Ostermorgen ist klar, wer als einzige recht behalten hat: Es sind die Kinder. Die haben es längst gesagt: Unser Erlöser ist da! Schaut doch einfach mal hin, was er tut!

Jesus wusste, warum er in Matthäus 18, Vers 3, gesagt hat: „Wenn ihr nicht (…) werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Denn nur, wer so unbefangen schaut wie ein Kind, erkennt Jesus als den, der er für ihn ist.

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