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Von Gärten und Kathedralen

Claudia Schmidt über 1. Mose 2,19.20

Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen. Und der Mensch gab einem jeden seinen Namen.

1. Mose 2,19.20

Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich jeden Tag an einem wunderschönen Garten vorbei. Gerade jetzt im Sommer steht er in voller Blütenpracht. Immer wieder bleiben meine Augen an dem bunten Blumenmeer hängen.

Ab und an sehe ich im Vorbeifahren eine Frau bei der Arbeit. Sie scheint wirklich einen grünen Daumen zu haben. Sie weiß, was ihre Pflanzen brauchen, um sich so üppig zu entfalten. So ein Garten ist eine Augenweide - nicht nur für die, die ihn gestalten und pflegen. Auch für Leute wie mich, die vorbeifahren und sich einfach daran freuen.

Vielleicht kennen Sie auch so einen Ort, den Sie atemberaubend schön finden, wo sie einfach nur staunen können über Gottes Schöpfung. Gott hat diese wunderbare Welt für uns Menschen geschaffen. Wir sollen uns wohl fühlen und uns daran freuen. Aber nicht nur das.

In 1. Mose 2 heißt es ab Vers 19: Und Gott, der HERR, bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und genauso wie der Mensch sie, die lebenden Wesen, nennen würde, so sollte ihr Name sein.

Der Mensch darf mitwirken an Gottes Schöpfung. Er bekommt eine Aufgabe. Er darf den Tieren Namen geben. Das ist nicht einfach irgendeine Aufgabe. Gott traut dem Menschen etwas zu. Er lässt ihn machen.

Gott gibt dem Menschen nicht fünf Möglichkeiten vor und sagt: „Such dir eine davon aus.“ Gott verbessert auch nicht die Entscheidungen des Menschen im Nachhinein und sagt: „Also nein, der Name passt aber nicht für das Tier.“ Gott gibt dem Menschen einen großen Gestaltungsfreiraum. Der Mensch darf kreativ sein. Er darf mitdenken, mitentscheiden und mitgestalten.

Im alten Orient bedeutete die Namensgebung außerdem, dass der Mensch nun die Herrschaft über die Schöpfung angetreten hat. Bei dem Wort „Herrschaft“ kommen mir Diktatoren in den Sinn. Menschen, die ihre Macht missbrauchen und ihre Untergebenen unterdrücken und ausbeuten.

Leider ist der Mensch in vielen Bereichen genau so mit der Schöpfung umgegangen. Er hat die Erde ausgebeutet. Dabei meint herrschen im biblischen Sinn etwas ganz anderes. Der Mensch soll die Erde hegen, pflegen und erhalten. Er soll vorausschauend denken, nachhaltig planen und verantwortungsvoll handeln.

Gott hat uns eine große Verantwortung und viel Freiraum gegeben. Ich darf mitmachen. Ich darf mitdenken, kreativ sein und die Erde gestalten. An welcher Stelle kann ich das tun? Sehe ich die Möglichkeiten in meinem Umfeld? Oder stecke ich vielleicht gerade in einer Sackgasse? Die Arbeit ist langweilig und sinnlos. Ich erfülle nur noch meine Pflicht und fiebere dem Feierabend entgegen.

Durch die zunehmende Technisierung nehmen eintönige Jobs leider zu. Umso wichtiger ist es, dass ich meinen Beitrag am großen Ganzen erkenne. Das Beispiel der beiden Steinmetze macht das deutlich. Der eine sagt: „Ich behaue hier einfach nur Steine.“ Der andere sagt: „Ich baue eine Kathedrale!“ Beide tun die gleiche Arbeit. Die Einstellung macht den Unterschied.

Haben Sie Ihre Kathedrale schon entdeckt? Sehen Sie den wunderschönen Blumengarten, den Sie gerade pflanzen? Gott will, dass wir mitmachen. Er gibt uns einen großen Freiraum. Er will, dass wir motiviert sind. Deshalb öffnet er uns gerne die Augen. Damit wir unseren kleinen Beitrag am großen Ganzen entdecken und mit Umsicht und Freude Gottes Schöpfung verantwortungsvoll mitgestalten.

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