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Verfolgt, aber nicht verlassen

Silke Stattaus über 2. Korinther 4,9.

Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.

2. Korinther 4,9

Es ist zu DDR-Zeiten. Christiane und Andreas glauben an Jesus. Das verschafft ihnen hin und wieder gehörige Probleme. Andreas möchte Maschinenbau studieren. Doch weil er seinen Glauben nicht versteckt, darf er kein Abitur machen. Und ohne Abi kein Studienplatz. Krankenpfleger darf er auch nicht werden. Erst nach mehreren Anläufen bekommt er in einem kirchlichen Haus eine sogenannte Hilfspfleger-Ausbildung.

Weil er den Wehrdienst mit der Waffe ablehnt, wird er zum letztmöglichen Termin als Bausoldat eingezogen. Zu diesem Zeitpunkt erwartet Christiane bereits ihr drittes Kind. Beiden ist klar: „Jetzt müssen wir 1,5 Jahre getrennt leben.“ Nicht einmal zur Entbindung darf Andreas nach Hause kommen.Nach dieser angespannten Zeit kann er endlich berufsbegleitend die Ausbildung zur Krankenpflege beginnen.

Rückblickend sagt Christiane, dass ihnen nicht Bananen und Nutella fehlten, sondern der Zugang zu Bildung. Sie befürchtet, dass das so weitergehen wird, bis ihre Kinder erwachsen sind.

Wenn sonntags nach dem Gottesdienst gegenüber der Kirche die Stasimitarbeiter stehen, schüchtert sie das natürlich auch ein. In ihrem Wohnzimmer auf dem Land treffen sich aus diesem Grund Menschen zum Bibellesen, die sich in ihren Plattenbauwohnungen nicht sicher fühlen. Und wer aus der Nachbarschaft von diesen Treffen weitersagt, das wissen sie natürlich auch nicht.

Sind es solche Situationen, die Paulus im 2. Brief an die Korinther im 4. Kapitel beschreibt? Dort sagt er: „Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.“

Paulus kennt Verfolgung, die aber noch einmal ganz anders aussieht als zu DDR-Zeiten. Er erlebt, wie seine Glaubensüberzeugung Menschen wütend macht.

Er muss sich mit Kritik aus der Gemeinde in Korinth auseinandersetzen. Indirekt zweifeln diese Mitchristen seinen Glauben an. Nach dem Motto: „Wenn es in deinem Leben Probleme gibt, dann kann ja was mit Deinem Glauben nicht stimmen.“

Paulus antwortet, dass uns nirgendwo verheißen ist, ohne Probleme durch die Welt zu kommen. Wenn das so wäre, würden wir schnell geistlich überheblich werden. Glaube bewährt sich genau da, wo es Widerstand gibt. Wo ich für das einstehen muss, wovon ich überzeugt bin. Wo ich mir die Frage stelle: Was bin ich bereit, für Jesus einzusetzen, auch mit Widerstand und ggf. sogar in Gefahr?

Christiane erzählt mir, dass für sie die Wende genau zur richtigen Zeit kam. Alle Kinder können nun das Abitur machen und studieren. Alle haben sich für Jesus entschieden und leben bis heute ihren Glauben in Gemeinde und Gesellschaft. Andreas und Christiane empfinden sich trotz dieser herausfordernden Zeit als gesegnet und beschenkt. Und es hat sie stark gemacht.

Was sagen wir aber den Menschen, die nicht so eine Wende erleben? Die vielleicht bis zu ihrem Lebensende in Gesellschaft und im persönlichen Leben wegen ihres Glaubens an Jesus bedrängt, verfolgt, gedemütigt werden?

Denen kann wahrscheinlich nur der Trost von Paulus helfen, den er aus eigener Erfahrung am Ende dieses Abschnitts so formuliert. Und hier zitiere ich aus der Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“:

„Was wir jetzt leiden müssen, dauert nicht lange. Deshalb lassen wir uns von dem, was uns zurzeit so sichtbar bedrängt, nicht ablenken, sondern wir richten unseren Blick auf das, was jetzt noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare vergeht, doch das Unsichtbare bleibt ewig.“

Und das ist eine Überzeugung, die nur Jesus schenken kann.

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Anstoß

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Kommentare (1)

Ruth N. /

Vielen lieben Dank für ihre Worte. Ich war 33 als die Wende kam. Mich hat auch vieles eingeschüchtert. Mein Bruder dürfte kein Abi machen, mein Papa wurde seine Arbeit los, weil er christl. Jugend mehr