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„Segensträger“

Rainer Heuschneider über Sacharja 8,13.

Ich will euch retten, dass ihr ein Segen sein sollt.

Sacharja 8,13

„Herr Pfarrer, ich pack es nicht mehr. Ich muss die Leitung des Frauenkreises abgeben.“ Und dann fährt meine Gesprächspartnerin  fort: „Wissen Sie, seitdem unser zweites Kind da ist, meine Mutter schwer krank wurde….., dazu noch der Haushalt und der Garten. Und mein Mann kehrt immer erst spätabends von der Arbeit zurück. Es tut mir leid, aber ich schaffe es nicht mehr“.

Schade, aber verständlich, oder?  Manchmal gibt es Lebensphasen, wo jemand auch in der Mitarbeit einen Gang herunterschalten muss.

Stellen Sie sich allerdings mal vor, es würden in kürzester Zeit alle Mitarbeiter einer Gemeinde das Handtuch werfen. Und längst nicht jeder könnte das so plausibel begründen wie diese junge Frau. Lebendige Gemeindearbeit ade.

Eine ähnliche Situation können wir in Israel um das Jahr 520 vor Christus beobachten. Jahrzehnte vorher hatte Babylon Israel besiegt und einen Großteil der Bevölkerung aus der Heimat verschleppt. Dann kam es zu einem Machtwechsel. Die Perser, die neu herrschten, ließen die Juden  wieder heimkehren. Endlich die Rückkehr ins gelobte Land. Aber in ihrer alten Heimat fanden sie keine blühenden Landschaften vor. Zum größten Teil lag ihre Hauptstadt Jerusalem in Schutt und Asche. Auch vom zerstörten Tempel blieb nur eine Ruine übrig. Wiederaufbau war angesagt. Und die Heimkehrer brachten sich anfangs voller Euphorie ein.

Aber nach und nach wurde die große Schar der Mitarbeiter immer kleiner. „Entschuldigung, aber ich muss mich zuerst um unsere eigene Wohnung kümmern. Ich habe keine Zeit….“

Gottes Sache wie der Tempelneubau wurde hinten drangestellt. Mag der Rückzug einzelner noch nachvollziehbar sein. Aber die Arbeitsverweigerung der breiten Masse akzeptiert Gott nicht. So sendet er Propheten wie Sacharja oder Haggai, will sein Volk aufrütteln. Aber er ermutigt sie auch und spornt sie an. So heißt es im Bibelwort für heute: „Ich will euch erlösen, dass ihr ein Segen sein sollt“ (Sacharja 8, 13). In einer anderen Übersetzung ist der gesamte Vers so wiedergegeben: „Ihr werdet durch das, was ich tue, zum Inbegriff des Segens werden. Ja, so wird es geschehen. Habt also keine Angst! Packt zu!“ Also: Zieht euch nicht zurück! Krempelt wieder die Ärmel hoch! Gott will euch als Segensträger gebrauchen.

Ich erinnere mich noch an den Anfang meines Theologiestudiums. Mit großer Begeisterung ging ich an den Start. Aber da war viel Neues: eine fremde Großstadt, weg von Familie und Freundeskreis. Ich brauchte viel Zeit, bis ich innerlich ankam. Dann fiel mir das Lernen der alten Sprachen viel schwerer als erwartet. In der Schule hatte ich fast nie Probleme. Aber jetzt stand ich in der Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Soll ich doch lieber alles wieder hinschmeißen? Und dann saß ich im Gottesdienst, hörte die Predigt. Und ein Satz kam bei mir an, als sei er nur für mich gesprochen: „Denke daran: In deinem Ende liegt Gottes Anfang.“

Plötzlich geht mein Blick weg von mir und meinen Grenzen. Ich schaue auf das, was Gott kann und mit mir noch vorhat. Ja, Gott formt aus kraftlosen Menschen seine „Segensträger“.

 

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