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/ Wort zum Tag

Schuld sind immer die anderen!?

Andreas Odrich über Psalm 14,1

Das ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.

Johannes 17,3

Die Toren sprechen in ihrem Herzen: »Es ist kein Gott.«

Psalm 14,1

Schuld sind immer die anderen. Es könnte alles so gut laufen, wenn sie nicht wären. So funktioniert menschliches Denken oft. Für den einzelnen psychologisch äußerst vorteilhaft. Ich mache es mir bequem auf meiner höheren Warte und schaue von oben auf die anderen herab. Was für ein Ausblick. Die Welt ist schlecht, aber wenigstens ich weiß mich über alles erhaben.

Beste Belege für diese Selbsterhabenheit liefern die Sozialen Netzwerke. Das Internet ist voll von wütenden Kommentaren, voller Hass und voller Abwertung gegen andere, gerne garniert mit kokett pikierter Unschuldsmiene „Das wird man doch noch sagen dürfen.“ Darf man ja auch, wir leben in einem freien Land. Aber formulieren Sie statt Ihrer Hasstirade lieber etwas Positives. Also richtig gute Gedanken, die uns alle gemeinsam weiterbringen.

Das ist natürlich bedeutend schwieriger. Ich weiß, wovon ich rede. Denn auch ich bemerke an mir, wie es mich immer wieder hinauf zieht auf die höhere Warte.  Oder sollte ich sagen hinab? Denn in Wahrheit ist die höhere Warte doch nur eine ziemlich klägliche Froschperspektive. Sie ist unproduktiv und verleitet mich zum Nichtstun. Und da möchte ich raus. Ich will etwas erreichen und gestalten. Doch wie kann das gehen?

Ein brillantes Beispiel dafür ist Psalm 14. Hier kommt jemand von der höheren Warte hinunter auf den Boden der Tatsachen. Geschrieben hat ihn der erste Mann im frommen Volke Gottes, König David. Auch er sitzt auf der höheren Warte, wenn er schreibt: „Die Toren sprechen in ihrem Herzen ‚Es ist kein Gott‘“. Klingt ziemlich hochnäsig und ist typisch für den Blick hinunter auf die anderen. Aber vielleicht will David seine Leser ja nur aufs Glatteis führen und ihnen den Spiegel vorhalten. Denn wer hier einstimmt, will sich natürlich auch vom Rest des Textes mitreißen lassen.

Das klappt auch ganz gut, solange man den Psalm oberflächlich liest. Da ist von der  Schlechtigkeit der Welt die Rede, von Greuel und Gottlosigkeit. Es klingt wie eine Bestätigung - Schuld sind die anderen, die Toren, im Klartext „diese Idioten“, und nur David ist der Mann mit Durchblick.

Doch dann gibt es diesen feinen aber alles entscheidenden Unterschied. David nämlich schließt sich selbst in den Kreis der Adressaten mit ein. „Da ist keiner, der Gutes tut“, schreibt David. Keiner – also auch nicht David. Und damit wechselt David die Perspektive. Nicht er, David, schaut auf die anderen herab, David setzt sich die Brille Gottes auf. Er hält fest: „Der Herr schaut vom Himmel herab auf die Menschenkinder.“ Also auch auf den Autor des Psalms, auf David selbst, den frommen König.

Und Gott? Der darf nun wirklich von einer höheren Warte aus die Menschen beurteilen. Doch anders als der Mensch es tun würde, bleibt Gott von seiner erhöhten Position nicht auf Distanz. Gott wird vielmehr aktiv. Er stellt sich auf die Seite der Gerechten, er tritt ein für die Armen und für die Geknechteten.

Gott bleibt nicht der Erhabene über seine missratenen Menschen. Gott wird selbst zur Lösung, oder wie David wörtlich schreibt, zur „Zuversicht“.

Und das ist der feine Unterschied. Meine höhere Warte bleibt eine klägliche Froschperspektive, weil sie sich damit begnügt, selbstgerecht zu sein. Gottes höhere Warte ist ein Zeugnis von Größe. Weil er das Problem erkennt, und mit Souveränität eingreift und Gerechtigkeit schafft. 

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