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Zutiefst durchschaut und dennoch geliebt

Hans-Jörg Blomeyer zu Psalm 139,1-2.

HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.

Psalm 139,1-2

HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne“ .So beginnt Psalm 139.

Was möglicherweise David bewegt hat, so zu beten, erfahren wir nicht. Aber es wird sehr deutlich: Er weiß sich ganz und gar von Gott durchschaut. Der Herr kennt sogar schon das Wort auf seiner Zunge, das er noch nicht einmal ausgesprochen hat.

Wird hier ein Bild von einem „Aufpasser-Gott“  gemalt, der genau beobachtet, was wir denken, sagen und tun, um uns dann sofort auf die Finger zu klopfen? Wenn das irgendwo, besonders Kindern, so verkehrt vermittelt wurde, will das der Psalm in keiner Weise tun. Sein Thema ist für mich: Von Gott zutiefst durchschaut und dennoch geliebt sein.

„Herr, du erforscht mich und kennst mich.“  Du weißt genau um meine Sorgen und Nöte, aber auch von meinem Versagen und meiner Schuld. Dir brauche ich nichts vorzumachen und vorzuspielen, wie ich das oft gegenüber meinem Allernächsten tue. Vor dem kann ich mich verstellen und verbergen. Vor dir, Herr, kann ich mich nicht verstecken, dir kann ich nicht entfliehen.

Aber ich brauche das auch nicht mehr. Du verstehst mich im Tiefsten. Dich kann ich wie einen Arzt meine innersten Wunden sehen lassen. Dir kann ich meine Schuld bekennen.

Als Kinder haben wir gerne Verstecken gespielt und fanden es klasse, wenn der, der sucht, uns nicht fand. Vor Erwachsenen spielen wir das gerne noch weiter, spielen die Starke oder den Untadeligen. Vor Gott geht das nicht mehr und es braucht’s auch nicht mehr. Er kennt unser Innerstes, auch wo wir verkehrt liegen. Wir können es ihm sagen, ja beichten.

Warum?

Weil er uns trotzdem lieb hat. Darüber kommt nämlich der Beter des 139. Psalms in dessen zweiten Teil zu einem ganz tiefen Staunen und Danken: Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele wohl. Später bekennt er mit noch größerem Staunen, wörtlich übersetzt: Deine Augen sahen mich schon als Embryo und in deinem Buch standen schon eingeschrieben alle Tage, die noch werden sollten, als noch keiner von ihnen da war. (V. 14 +16).

Das ist die Sprache der Liebe, die Sprache der Liebe Gottes zu jedem seiner Menschenkinder. Keines ist aufgegeben, keines ist abgeschrieben, keines fällt bei ihm durch, nur weil es verkehrt gehandelt hat.

Woher will ich das wissen? Weil Gott das mit der Hingabe seines Sohnes für alle Welt festgemacht hat. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Joh. 3, 16).

Nun ist es nicht mehr gefährlich, Gott sein Leben aufzudecken und ihn in sein Innerstes schauen zu lassen. Ihnen und mir gilt: Gott schaut uns durch Jesus, seinen Sohn, mit den Augen der Liebe an, wenn wir so beten: HERR, du erforscht mich und kennst mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich vertraue mich dir an.

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