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Mit Gott und mir

Herbert Laupichler über Psalm 119,73.

Deine Hände haben mich gemacht und bereitet; unterweise mich, dass ich deine Gebote lerne.

Psalm 119,73

Bei uns zu Hause hängt neben einem Spiegel ein christlicher Monatskalender. Und da lese ich auf dem Februarblatt: Nichts bewahrt uns so gründlich vor Illusionen wie ein Blick in den Spiegel. Nun habe ich in meinem Alter keine Illusionen mehr, was das Aussehen angeht. Aber erbaulich ist dieses Zitat trotzdem nicht.

Nach einem letzten Blick in den Spiegel lese ich für diese Andacht Psalm 119, Vers 73. Deine Hände haben mich gemacht und bereitet; unterweise mich, dass ich deine Gebote lerne. Ich bin begeistert. Da kann ich mein Spiegelbild ja getrost vergessen.

Und ich denke unwillkürlich daran, wie Gott den ersten Menschen gebildet hat. Gott formte den Menschen aus dem Staub des Erdbodens. Gott machte sich im wahrsten Sinne des Wortes die Hände schmutzig. Er gab dem Menschen seine Gestalt.

Wenn es um das Erschaffen des Menschen geht, spricht Gott nicht mehr. Stattdessen kniet er auf der Erde und formt wie ein Töpfer den Menschen. Gott steigt herab auf die Ebene des Menschen. Gott betritt den zukünftigen Lebensraum des Menschen. Gott, der Ewige und Heilige, greift in die Erde hinein und formt mit seinen Händen den Menschen. Er benutzt seine Hände wie ein Handwerker.

Gott gebraucht seine Hände, um das zu schaffen, was ihm das Wichtigste ist: Gott selbst formt sein Ebenbild. Wir Menschen sind also eine wertvolle Handarbeit Gottes.

Deine Hände haben mich gemacht und bereitet. Es liest sich so, als ob Gottes Handarbeit sich noch fortsetzt. Er hat uns Menschen auch bereitet. Das bedeutet für mich, dass etwas vollendet oder zum Abschluss gebracht wird. Und so denke ich, dass Gott bereits mein ganzes Leben kennt. Er weiß schon jetzt, welche Wege ich einschlage und welche Entscheidungen ich treffe. Er hat mein Leben bereitet.

Gott hat für alles einen Plan und er hält es gleichzeitig aus, dass wir Menschen fähig sind, uns frei und verantwortlich zu entscheiden. Es ist also beides richtig: Gott bestimmt unser Leben und wir Menschen sind für unser Tun selbst verantwortlich. Und Gott kann mit dieser Spannung umgehen.

Wir Menschen können darauf vertrauen, dass es einem allmächtigen Gott möglich war, eine Welt zu erschaffen, in der wir verantwortlich Entscheidungen treffen, die Gott aber auch gleichzeitig in liebevoller Weise lenken will.

Deshalb konnte der Apostel Paulus auch den Christen in Philippi schreiben, dass Gott in ihnen wirkt. Sowohl das Wollen als auch das Wirken. Es geht nicht ohne Gott, aber auch nicht ohne den Menschen. Wer eine Seite außer Acht lässt, verliert das Gleichgewicht.

Mir macht der Hinweis des Apostels Paulus Mut. Wenn ich also aktiv in irgendeiner Art und Weise meinen Glauben lebe, dann gibt Gott den Willen dazu und auch das Gelingen. Für mich ist es dann logisch, dass ich damit auch gleichzeitig im Plan Gottes für mich lebe. Und ich weiß, dass es nicht auf mich alleine ankommt. Gott unterstützt mich.

Der Psalmdichter jubelt, dass Gottes Hände ihn gemacht haben und dass dieser große Gott auch sein Leben bereitet hat. Und dann schließt er noch eine Bitte an. Er schreibt: Unterweise mich, dass ich deine Gebote lerne.

Damit sind natürlich nicht nur die 10 Gebote gemeint. Sondern ich verstehe dieses Gebet heute so, dass ich damit den Wunsch und das Wollen ausdrücke, mein Leben nach Gottes Gedanken auszurichten.

Der Blick in den Spiegel hat für mich seine Schrecken verloren. Denn ich bin sicher, dass Gottes Hände mich gemacht haben. Auch bin ich gewiss, dass Gott mein Leben bereitet hat. Das lässt die Angst vor der Zukunft verblassen. Und mein Leben lang soll Gott mich unterweisen, so dass ich jeden Tag immer wieder neu seine Gebote lerne.

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