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Mit der Leidenschaft seines Herzens

Eckhard Schaefer über Hiob 9,2.3.

Ich weiß wohl, es ist so: Wie könnte ein Mensch recht behalten gegen Gott. Hat er Lust, mit ihm zu streiten, so kann er ihm auf tausend nicht eines antworten.

Hiob 9,2.3

Leid, soweit das Auge reicht. Auf der großen Weltbühne und im persönlichen Leben.

Wie ist ein liebender und allmächtiger Gott mit dem Leid in der Welt vereinbar? Die Frage nach Gott in all dem Leid schreit zum Himmel.

Ich kenne viele leidende Menschen. Manche wenden sich wortlos von Gott ab. Andere suchen die Konfrontation mit Gott, ringen mit ihm, suchen Antworten. Ich möchte von jemand berichten, der ganz besonders zum Inbegriff des leidenden Menschen geworden ist. Er verlor in kurzer Folge seinen Reichtum, seine Familie und schließlich auch seine Gesundheit.

Seinen Namen verwenden wir bis heute in unserer Alltagssprache. Wenn uns eine schlimme Nachricht ereilt, sprechen wir von einer Hiobsbotschaft. Hiob konnte zunächst sein Leid aus Gottes Hand nehmen. Aber dann wird seine Frömmigkeit auf die Probe gestellt. Er ringt mit seinem Schicksal und macht seinem Herzen Luft. Hiob fragt, Hiob klagt und Gott – schweigt.

Hiob leidet nicht nur an den vielen Schicksalsschlägen in seinem Leben. Der eigentliche Stachel ist, dass Gott sich vor ihm verborgen hat, dass Hiob keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Leidens hat. Seine Fragen werden zur Klage, zur Anklage gegen Gott. Ihn, der scheinbar seine Hand von ihm zurückgezogen hat, rief er auf, sich zu erklären. „Warum geht es mir so dreckig, der ich doch stets nach Gottes Wort gelebt und gehandelt habe? Womit habe ich das verdient? O hätte ich einen, der mich anhört“ (Kp.31,35) rief er.

Hiob klagt mit aller Leidenschaft seines Herzens. Darum brauchen auch wir uns nicht zu schämen, wenn uns die Last unseres Schicksals zu schwer werden will und wir nicht anders können, als unseren Jammer hinauszuschreien. Wir sind nicht Gottes Marionetten, die er wie ein Puppenspieler tanzen lässt. Wir ehren Gott nicht dadurch, indem wir alles schlucken, was das Leben uns vorsetzt. Hiob hat Gott zuletzt direkt zur Antwort herausgefordert und darüber völlig vergessen, dass nicht Gott sich vor dem Menschen zu verantworten hat, sondern der Mensch vor Gott. Er muss erkennen und einsehen, was wir im Bibelwort lesen: „Ich weiß wohl, es ist so: Wie könnte ein Mensch recht behalten gegen Gott. Hat er Lust mit ihm zu streiten, so kann er ihm auf tausend nicht eines antworten.“

Gott gibt ihm keine rationale Erklärung für sein Leid. Und das ist bis heute so. Wer nach dem Sinn der Unbegreiflichkeit des Leidens fragt, stößt bei seinen Überlegungen auf die Unbegreiflichkeit Gottes. Unbegreiflich ist aber auch, dass wir in Jesus Christus einen Leidensgenossen haben. Gott ist kein unbeteiligter Zuschauer bei menschlichem Leid. Was mir in schweren Stunden – und ich kenne solche – hilft, ist die Tatsache, dass ich an einen Gott glaube, der mir nichts zumutet, was er sich nicht selbst aufgeladen hat.

Nicht die Antwort auf meine vielen offenen Fragen treibt mich in die Arme Gottes, sondern die Liebestat Jesu am Kreuz auf Golgatha.

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