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Mein Brief an Maria

Alexander Nussbaumer über Lukas 1,46-48.

Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.

Lukas 1,46-48

Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter, denn hingesehen hat er auf die Niedrigkeit seiner Magd. Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter. (Lukas 1,46-48 ZB)

Liebe Maria, eben las ich den Anfang deines Lobgesangs vor. Du warst auf übernatürliche Weise schwanger geworden und besuchtest deine Verwandte Elisabeth. Dort hast du mit diesen Worten unseren Gott gelobt.

Ich gebe es zu: Ich hatte bis vor wenigen Wochen ein recht distanziertes Verhältnis zu dir. Ich bin evangelischen Glaubens, und du weißt ja sicher, dass du in unserer katholischen Schwesterkirche eine viel größere Rolle spielst als bei uns. Ich habe mich bisher nicht speziell um dich gekümmert. Sehr zu Unrecht, wie mir inzwischen klar wurde. Du bist eine starke Frau, eine Powerfrau, wie man Neudeutsch sagt. Und du bist ein Vorbild im Gottvertrauen.

Liebe Maria, du musst noch sehr jung gewesen sein, als der Engel zu dir kam und dir eröffnete, dass du Mutter des Erlösers werden sollst. Du hast erfahren, dass die Kraft Gottes die Schwangerschaft hervorrufen wird. Dann hast du eingewilligt. Ich bewundere dich, denn du hast ja mit Sicherheit gewusst, dass dir das als noch nicht verheiratete Frau Schwierigkeiten einbringen wird.

Dennoch hast du daraufhin einen Lobgesang angestimmt. Es freut mich, dass wir deine starken Worte bis heute lesen können. Ich kann mir vorstellen, was für ein Wechselbad der Gefühle du mit deinem Sohn durchgemacht hast in den folgenden dreißig Jahren!

Vom alten Simeon hast du etwas sehr Schmerzliches vorausgesagt bekommen: „Dir aber als seiner Mutter wird ein Schwert durch die Seele dringen.“

Ich bin erschrocken, liebe Maria, als ich lesen musste, wie unwirsch dir dein Sohn manchmal begegnet ist. An jenem Hochzeitsfest in Kana hast du ihn darauf aufmerksam gemacht, dass kein Wein mehr da ist. „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau?”, hat er dir darauf entgegnet, was ja nicht gerade freundlich ist.

Und das Allerschlimmste: Du musstest miterleben, wie dein Sohn hingerichtet wurde. Du arme, tapfere Schmerzensmutter!

Unser Zürcher Reformator Huldrych Zwingli hat sich einmal wie folgt über dich geäußert:

„Gott hat der Maria große Gnade erwiesen. Er hat sie auserwählt zur Mutter seines Sohnes. Wir wollen von Maria den standhaften Glauben lernen. Sie zweifelte niemals an den Worten des Engels. Wer Maria hoch ehren will, folge ihrem Glauben nach und falle nirgends vom Herrn Christus Jesus ab. Die höchste Ehre, die man der Maria antun kann, ist, dass man die Wohltaten ihres Sohnes, die er uns armen Sündern bewiesen hat, recht erkenne, recht ehre und um alle Gnade zu ihm laufe. Denn Gott hat ihn zu einer Versöhnung für unsere Sünden gemacht durch sein eigenes Blut. ER ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen. Wer die Zuversicht und das Vertrauen zu dem Sohne der Maria hat, der hat sie am besten geehrt.“

Soweit die Worte von Huldrych Zwingli über dich.

Liebe Maria, du bist ein starkes Glaubensvorbild für mich. Ich bewundere dein Gottvertrauen und deine Glaubensstärke.

Hier finden Sie den ganzen Brief (pdf)

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Ihr Kommentar

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Kommentare (5)

Marianne M. /

Ich finde Maria hier sehr bemerkenswert. Nachdem Jesus sie auf der Hochzeit so behandelt hat, geht sie am nächsten Tag mit Jesu Brüdern und Jüngern in einen anderen Ort und bleibt ein paar Tage dort (siehe Joh.2,12). Danke für die Andacht

Helga J. /

Ich komme aus der FEG Kassel. Schon seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit dem Leben der Mutter Gottes, und es schmerzt mich, dass wir sie so wenig beachtet haben. Ich wünschte mir, wir würden mehr

Urö /

Moin Herr Nussbaumer,
vielen Dank für dieses tolle Beispiel von Kommunikation.
Bleiben Sie behütet.

Sabine /

Guten Morgen Herr Nussbaumer, das war eine tolle Idee von Ihnen, mir Maria in einem Brief näher zu bringen. Vielen Dank.

Ilse K. /

Vielen Dank für die einfühlsamen Worte in Briefform! So komme ich Maria ganz nah und kann ihr Gottvertrauen um so mehr bewundern.