/ Wort zum Tag
Markus 2,14
Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.
Als Jesus vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach.
Weit, weit hatte sich Levi von seinen Ursprüngen und der Verpflichtung, die in seinem Namen liegt, entfernt. Denn ursprünglich hatte Gott seinen Stamm, die Leviten, für den Dienst am Heiligen, also an ihm selbst, auserwählt. Gott zu dienen war ihr Beruf. Doch nicht am Tempel dient Levi. Und auch in der Synagoge ist er nicht zu finden. Im Gegenteil: Wegen seines Landesverrats wurde er als Zöllner aus der Synagoge ausgeschlossen. Denn wer mit der verhassten römischen Besatzungsmacht arbeitete, galt als Verräter am Volk Gottes.
Was mag wohl sein Vater Alphäus gedacht haben? War er der verlorene Sohn der Familie, der es nicht geschafft hatte, sein Leben Gott zu weihen? Und wie sehr wird sich seine Mutter gegrämt haben, von der wir allerdings nichts wissen? Doch noch viel wichtiger als sein Umfeld ist doch er selbst: Wieso wurde er Zöllner? Wie wir von der Geschichte des Zachäus wissen, konnte ein Zollbeamter damals viel Geld einnehmen. Denn er bekam kein festes Gehalt, sondern zweigte sich von dem Zoll ab, was er selbst haben wollte. Wer dagegen aufbegehrte, brachte sich in große Gefahr. Denn ein Wort zu den Römern, dass da jemand seine Steuern nicht bezahlen wolle, und schon drohte Verbannung in die Sklaverei.
Levi tauschte also seinen Ruf, seinen Beruf als Diener Gottes, um dem Geld zu dienen. Damit sind wir mitten in unserer Gegenwart. Denn der Gottesdienst in Europa und Amerika ist längst gegen den Gelddienst ausgetauscht. Gewiss – ohne Geld kann in der modernen Welt niemand leben. Ob ich telefonieren will oder ein Museum besuchen, ob ich Brötchen kaufe oder eine neue Hose, ob ich mit der Bahn reise oder mit dem Auto, ob ich am Computer sitze oder auf meinem Rennrad: immer brauche ich Geld als universelles Tauschmittel.
Aber dass nicht mehr die Kirchtürme, sondern die Geldtürme der Banken, Versicherungen und des Handels die Zentren unserer Großstädte bestimmen, muss doch nachdenklich stimmen. Im Mittelalter waren es noch die Kirchen und Klöster, die die Zentren der Städte und Dörfer bestimmten. Und noch nachdenklicher muss machen, dass unsere Köpfe Tag für Tag von den Sorgen um das Geld bestimmt sind. Darüber gerät die Sorge um sich selbst und um den Geist leicht ins Hintertreffen.
Da ging Jesus an ihm vorüber. Was sie miteinander geredet haben, wissen wir nicht. Markus überliefert uns nur dreei Worte: „Folge mir nach!“ Und er folgt. Ein reicher, junger Mann, von dem das Evangelium berichtet, folgt dem Ruf Jesu nicht, denn er hatte viele Güter. Levi dagegen steht auf und lässt alles stehen und liegen, was sein Leben bisher ausgemacht hat.
Gewiss – Jesus eilte ein Ruf voraus. Von seiner Predigt in der Synagoge und der Dämonenaustreibung, von dem Gelähmten, den er in seinem Haus geheilt hatte, war ihm längst berichtet worden. Denn viele blieben an seiner Zollstation stehen und erzählten dabei die neuesten Nachrichten. Ob da schon die Sehnsucht in Levi wach geworden ist, zu seiner eigentlichen Berufung zurückzukehren? Ob er untergründig schon länger ahnte, wie sehr ihn die Geldgier und die Geldgeschäfte in Beschlag genommen hatten? Ob er die innere Leere spürte, die entstehen kann, je mehr sich jemand von dem Äußeren gefangen nehmen lässt?
Als Jesus ihn zum Jünger machte, da wollte er, dass er wieder mit dem Gott verbunden würde, der ihn und seinen Stamm besonders auserwählt hatte. Jesus wollte, dass er ein heiles Leben führte und anderen dazu verhalf. In dieser Adventszeit erinnern wir uns an den Herrn, der in einem Stall in der Krippe auf die Welt kam und der – von seinen Zeitgenossen verachtet – mit Zöllnern und Sündern aß.
[Sprecher: Harald Weiß]
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Kommentare (2)
Aber dass nicht mehr die Kirchtürme, sondern die Geldtürme der Banken, Versicherungen und des Handels die Zentren unserer Großstädte bestimmen, muss doch nachdenklich stimmen.
--Oha!
Dann schauen … mehrSie bitte mal diesen Link:
http://www.abendblatt.de/politik/article2114002/Ackermann-schimpft-Schmidt-nennt-es-Schnapsidee.html
Und ich frage mich ist es der richtige Ort? Im Gotteshaus - neben dem Altar?
Und die Kirche bleibt verschlossen - für Menschen die gerade jetzt vielleicht diesen Raum der Stille und des Zwiegespräches benötigen?
Redner und Ziele - naja, Jesus hätte schon klare Worte gesagt.
Und dann noch die unsäglichen Meldung vom 20 Mio. Verlust der ev. Kirche im Rheinland!
Was sind das für Entwicklungen? Welche Führungskraft der Kirche kann denn noch bei diesen Summen - ist ja nur eine von vielen - von Gläubigen verlangen, die Kirche als Institution nicht zu verlassen! Warum verbrennen wir die Scheine nicht; in Winternächten könnten Obdachlose sich etwas wärmen.Und dann die Vorgänge im Bereich der Diakonie-Bezahlung.
Viele sagen salbungsvoll " Gott hat uns verlassen".
Nein wir haben ihn verlassen und das erlebe ich leider auch in der direkten Gemeinde.
Wir sollten uns nicht hinstellen und der Meinung sein, dass Kirche noch die Kirche ist. Es ist eine Institution - Martin Luther würde heute poltern! Trotz meiner Verärgerung - ich wünsche allen eine friedliche Weihnacht und werde weiterhin meine Gespräche führen - mit Gott und Jesus auch ohne Kirche
Gott beruft Sünder in seinen Dienst. Lasse ich mich berufen?