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/ Wort zum Tag

Langschläfer gegen Frühaufsteher

Christoph Wolf über Psalm 127,2.

Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.

Psalm 127,2

„Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ Wohl jeder kennt diese Redewendung. Sie kommt eigentlich aus England und wird erst seit den 1980 Jahren auch bei uns benutzt. Was diese Redensart meint, ist ja klar. Die Vögel haben offenbar in den Morgenstunden die besten Chancen, einen Wurm zu finden und zu fangen. Und was für die Vögel gilt, stimmt schließlich auch für uns Menschen, auch wenn es da nicht um Würmer geht.

Neulich las ich aber auf einem T-Shirt: „Der frühe Vogel kann mich mal!“ Auch diese Aussage ist eindeutig. Langschläfer gegen Frühaufsteher. Natürlich haben die Frühaufsteher mehr vom Tag, sie schaffen mehr und haben ihren Wurm schon gefangen, während die anderen sich noch einmal umdrehen und noch eine Runde schlafen. Die Langschläfer hingegen sind überzeugt: nur richtig ausgeschlafen können sie dann auch viel leisten. Was ist jetzt aber besser? Die einen sagen so, die anderen so.

Auf alle Fälle macht es das Frühaufstehen allein noch nicht. Das jedenfalls meint der Schreiber des 127. Psalms, wenn er sagt: „Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.“

lso doch die Langschläfer? Wirklich? Oder kommt es nicht viel mehr auf die Art und Weise an, wie ich den Tag beginne, ganz gleich, ob früh um fünf, oder am Vormittag um zehn? Der König Salomo, dem dieser Psalm zugeschrieben wird, weist in den Versen zuvor darauf hin, dass alles Tun davon abhängig ist, ob Gott seinen Segen dazu gibt. Ob das, was wir im Laufe eines Tages alles schaffen, in seinem Sinn ist. Ob er hinter unserem Tun stehen kann. Ob er uns dabei unterstützt und zu unserem Tun das Gelingen gibt. Das kann kein Frühaufstehen ersetzen und schon gar kein langes Herumsitzen, Grübeln und sich Sorgen machen.

Es geht also Salomo nicht darum, die Arbeit und das menschliche Schaffen herabzuwürdigen. Er war es schließlich, der den Tempel hat erbauen lassen und er wusste, wie sehr es darauf ankam, dass alle Arbeiter ihren Teil zu dem großen Werk beigetragen haben. Er will aber darauf hinweisen, wie wichtig es ist, nach getaner Arbeit mit einem zufriedenen Gewissen einschlafen zu können.

Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern auch ein Geschenk Gottes, eine Gnade. Wir selbst erhalten unser Leben ja nicht - weder mit unserem Schaffen und auch nicht mit unserem Ausruhen. Am allerwenigsten aber erhalten wir unser Leben dadurch, dass wir uns von Sorgen bestimmen lassen. So sollte unser Tag jedenfalls nicht beginnen, dann schon lieber länger schlafen.

Wie wäre es aber - ob früh oder etwas später - mit einem Dankgebet in den Tag zu starten und mit der Bitte, dass Gott uns durch den Tag begleiten möchte. Dass wir Gottes Wort und Willen nicht aus dem Blick verlieren, ganz gleich, was der Tag bringt.

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