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/ Wort zum Tag

Klagelieder 3,58

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Heute hören wir ein Wort an die Mutlosen. Ein Trostwort an diejenigen von uns, die traurig oder verzweifelt sind und nicht mehr weiter wissen. Und wir hören es von einem, der immer wieder an seinem Leben verzweifelte und oft selbst nicht mehr weiter wusste. Der Prophet Jeremia. Ihm wird dieses Wort aus den Klageliedern zugeschrieben. Er hatte mehrmals allen Grund, an sich, an Gott und der Welt zu verzweifeln. Und trotzdem setzte er folgendes Gebet als Leitspruch über sein Leben:

Du führst, Herr, meine Sache und erlöst mein Leben. – Klagelieder 3,58

In eine glaubensarme und zugleich konfliktreiche Zeit ist Jeremia hineingeboren worden. Schon in frühen Jahren hat er eine herausfordernde und – wie er selbst meinte – viel zu große Berufung für sein junges Leben erhalten. Als Prophet, also als Gottes Stimme sollte der aus einer Priesterfamilie stammende junge Mann, gegen die falschen Propheten am Hofe und die herrschende Priesterschaft auftreten. Und man kann es nicht schönreden. Bis zu seinem Lebensende, über das wir nichts wissen, stand er alleine da. Auf sich selbst gestellt. Und er hat all das mit erleiden müssen, wovor er seine Mitmenschen und seinen König so eindringlich gewarnt hatte: Misshandlung, Krieg, Verschleppung, Gefangenschaft.

Erst sehr viel später wurde seine große Bedeutung erkannt, die weit über seine Heimat hinausreichte. Aber noch heute werden seine ehrlichen Worte und tiefen Einsichten geschätzt.

Jeremia kritisierte seinen König und dessen Regime samt den Geistlichen am Hofe scharf. Dabei setzten viele im Volk ihre Hoffnung auf die selbstbewusste Politik von König Zedekia. Jeremias Auftrag aber war es, öffentlich hinzustehen und zu sagen: Wenn Du König weiterhin eine Politik gegen die Besatzungsmacht betreibst, schlittert das Land gleich in die nächste Katastrophe. Dir wird es furchtbar ergehen und alle anderen werden verschleppt werden.

Das Faszinierende am Wirken und der Person von Jeremia aber ist, dass dessen eigene Unsicherheit, auch seine Verzweiflung und sein Leiden an diesem Auftrag nicht ausgespart bleiben. In seinen Gefühlen, in seinem Erleben steht er ganz dicht bei allen Menschen, denen ihr Leben nicht leicht fällt. Als einer von ihnen, als einer von uns. Oft sieht er kaum über den nächsten Tag hinaus und ihm widerfährt all das, was so viele bis heute erleben. Er wird abgelehnt, man hört ihm nicht zu. Man nimmt ihn nicht ernst, man schiebt ihn beiseite, andere wollen ihn sprichwörtlich mundtot machen. Sogar seine Angehörigen stellen sich gegen ihn, versuchen ihn zu beseitigen.

Ein normales Leben, konnte er nie entwickeln. Das gaben die Umstände nicht her. Aber Jeremia fühlte sich an Gott gebunden, er blieb seinem höheren Auftrag verpflichtet .

So geht es auch Menschen mitten unter uns. Sie haben sich ihr Leben und das, was es so beschwerlich macht, nicht ausgesucht. Aber sie müssen Tag für Tag damit umgehen, damit fertig werden.

Da kann einem leicht die Perspektive verloren gehen. Man hat einfach keine Hoffnung mehr, dass sich jemals etwas ändern wird, es wieder besser werden könnte. Wie wird man damit fertig? Wenn es nicht mehr anders, nicht mehr leichter oder gut wird?

Gerade dann ist es wichtig, die viel weitere Perspektive in den Blick zu nehmen, die Gott über einem Leben aufreißt. Über Jeremias Leben, über unserem Leben.

Den Blick, der über das Hier und Heute hinausreicht, sogar weit über das eigene Leben . Es geht um den Weitblick, der auch die ewige Welt Gottes als feste Realität in das eigene Leben und Schicksal hinein verrechnet. Es geht um den Glauben, um die tiefe Geborgenheit, die um das ewige Leben weiß.

So wie Jesus am Kreuz zuerst gesagt hat: „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“, aber fast im gleichen Atemzug sein uneingeschränktes Vertrauen in die Möglichkeiten Gottes ausdrückte, die mit dem eigenen Tod nicht aufhören. So sagte er: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.

In diesem Sinne kann auch Jeremias Gebet zum eigenen Gebet und Leitspruch werden, zu einem wirkmächtigen Vertrauenswort für einen selbst :

Du führst, Herr, meine Sache und erlöst mein Leben. 

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