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/ Wort zum Tag

Keine Kurzatmigkeit

Klaus Jürgen Diehl über Markus 1,15.

Jesus spricht: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

Markus 1,15

Wenn man sich gegenwärtig die manchmal hysterisch anmutende Stimmung im Blick auf die negativen Folgen des Klimawandels vor Augen führt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Zeit abgelaufen ist, um die Welt noch vor der drohenden Klimakatastrophe retten zu können. Achten wir auf ein biblisches Wort, dann ist darin nicht von einer abgelaufenen, sondern erfüllten Zeit die Rede. In Markus 1, Vers 15 sagt Jesus: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbei gekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium“. Mit diesen Worten will Jesus seine Zuhörer darauf aufmerksam machen, dass mit seinem Kommen etwas umstürzend Neues in unsere Welt gekommen ist: das Reich Gottes. Damit meint er kein politisches Reich; keine Herrschaft, die sich mit militärischer Gewalt durchsetzt, auch wenn die Hoffnung vieler Juden zur Zeit Jesu gerade darauf gerichtet war. Aber Jesus macht klar: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“

Es ist ein Reich, das zunächst recht unscheinbar – wie auf leisen Sohlen – daher kommt. Es beginnt mit der Predigt, dass Gott vor allem den Armen und Ausgestoßenen Barmherzigkeit erweist und mit Wundern an Menschen, die unter allerlei Krankheiten und Gebrechen leiden: Kleine, unübersehbare Zeichen, dass Gottes Reich mit Kraft, wenn auch nicht mit militärischer Macht daher kommt. Aber werden die Menschen an dem unscheinbaren Anfang der Gottesherrschaft keinen Anstoß nehmen, sondern sich darüber freuen, dass das Evangelium den Armen gepredigt wird und Kranke von ihrem Leiden erlöst werden? Jesus macht klar, dass die Menschen dazu Abschied nehmen müssen von ihren traditionellen Messias-Vorstellungen. Seine Aufforderung: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ zielt genau darauf ab: Buße tun meint nicht: in Sack und Asche, sozusagen im Büßergewand, vor Gott zu Kreuze kriechen, sondern umzudenken und umzukehren, um das unerwartet Andere des Reiches Gottes wahrzunehmen und ihm mit dem eigenen Leben zu entsprechen. Ja, mit Jesus ist der Himmel auf die Erde gekommen. Sein Evangelium erschließt uns einen ganz neuen Horizont.

Und was heißt das für uns heute? Es gilt immer noch die Zeitansage von Jesus: „Die Zeit ist erfüllt“ – und eben nicht abgelaufen. Nur tut sich ein säkularer Zeitgenosse schwer mit der Aussage, dass Gottes Reich angebrochen ist und damit alle irdischen Reiche an ihre Grenze gekommen sind. Für die Menschen unserer Tage ist die sichtbare Welt meist die letzte Wirklichkeit, und sie haben sich längst mit dem Diesseits als ihrem Lebenshorizont abgefunden. Aber spätestens seit Jesus Mensch wurde und den Anbruch des Reiches Gottes ausrief, müssen wir uns nicht mehr mit der sichtbaren Welt als letzter und einziger Wirklichkeit begnügen. Trotz der Begrenztheit unseres irdischen Lebens steht für uns eine ganze Ewigkeit in der Gemeinschaft mit Gott bereit. Das von Jesus verkündete Reich Gottes will die Perspektiven unseres Lebens zurechtrücken und uns vor der Kurzsichtigkeit und Kurzatmigkeit bewahren, dass mit dem Tode alles aus sei. Mit Marie Schmalenbach, der Pfarrfrau aus Mennighüffen in Ostwestfalen bitten wir: „Ewigkeit, in die Zeit leuchte hell herein. Dass uns werde klein das Kleine und das Große groß erscheine. Sel’ge Ewigkeit!“

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