/ Wort zum Tag
Jesaja 45,9
Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.
Weh dem, der mit seinem Schöpfer hadert, eine Scherbe unter irdenen Scherben! Spricht denn der Ton zu seinem Schöpfer: Was machst du?
Mit Interesse lese ich Zeitungsartikel über naturwissenschaftliche Forschungen am Gehirn des Menschen: Die Wissenschaftler möchten herausfinden, was sich im Gehirn tut, wenn wir bestimmte Gefühle haben, wenn wir uns freuen oder ekeln. Ich habe nun den Eindruck, diese Forscher lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Die einen kommen ins Staunen angesichts der Vielfalt. Sie staunen, wie nicht nur Leben auf dieser Erde entstand, sondern auch so etwas kompliziertes wie ein menschliches Gehirn! Trotz aller rasanten Entwicklung in der Computertechnik sind auch heute noch die Ingenieure weit davon entfernt, etwas zu bauen, das auch nur annähernd die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns hat. Roboter können mal das eine - vielleicht Sprache nachahmen - oder das andere - Bilder einordnen und dadurch Gegenstände erkennen. Roboter können rasend schnell rechnen - aber sie fangen gerade erst an, einen gesprochenen Satz zu verstehen.
Andere Forscher dagegen meinen, ständig Fehler zu finden. Dies oder jenes könnte doch besser sein! Warum ist der Mensch so störanfällig? Warum bekommt er Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder Krebs? Wenn es einen Gott gäbe, meinen diese Menschen, dann hätte er doch seine Geschöpfe etwas stabiler, robuster gestalten können!
"Weh dem, der mit seinem Schöpfer hadert, eine Scherbe unter irdenen Scherben! Spricht denn der Ton zu seinem Schöpfer: Was machst du?" So mahnt Jesaja. Warum, Gott, hast du uns so gemacht? Das fragen sich auch viele Menschen, die leiden. Warum ich? Warum schon wieder, wenn die Schicksalsschläge sich häufen. Warum kriegt die junge Frau Krebs, eine Mutter von vier kleinen Kindern? Warum stirbt ein 6-jähriger an einem Darmverschluss? Gott, warum hast du uns so gemacht? Warum müssen wir leiden und letztlich sterben?
Und es geht nicht nur um die Anfälligkeit für körperliche Krankheiten, sondern um die Krankheit der Seele, die in der Bibel Sünde genannt wird. Die viel Leid unter den Menschen mit sich bringt. Gott, warum hast du uns Menschen überhaupt so gemacht, dass wir sündigen können? Du hättest uns doch als perfekte Geschöpfe machen können, die Tag und Nacht nur dich loben und Gutes tun! Warum tun Menschen einander so viel Böses an, angefangen mit der Prügelei auf dem Schulhof, dem Spott gegenüber denen, die anders sind, bis hin zu Kriegen - Gott, warum hast du uns so gemacht? Darf ich so nicht fragen, nicht klagen? "Weh dem, der mit seinem Schöpfer hadert, eine Scherbe unter irdenen Scherben! Spricht denn der Ton zu seinem Schüpfer: Was machst du?" mahnt Jesaja.
Sind aber nicht diese Fragen und Klagen ganz normal? Ja, ich denke, sie sind auch gestattet. Klagen über das Leid, über Krankheit wie Krieg und Verfolgung prägen viele Psalmen - ja, und Jesus selbst rief: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?", als er am Kreuz starb (Matthäus 27,46). Oder denken Sie an Hiob, der sogar den Tag seiner Geburt verfluchte (Hiob 3,3-19). Aber gerade Hiob musste auch seine Grenze erkennen: Dass er zwar klagen, heulen, sogar fluchen durfte - aber erkennen musste, dass Gott sein guter Schöpfer ist. Dass wir Menschen uns Gottes Größe und Weisheit gar nicht vorstellen können. So wenig wie der Ton auf der Töpferscheibe etwas vom Töpfern versteht, begreifen wir von Gottes Plan! Trotz aller Forschung des 21. Jahrhunderts. Gott wäre nicht Gott, wenn wir ihn je begreifen könnten.
Ja, und warum hat er uns nun so unvollkommen geschaffen? Das einzige, was ich dazu sagen kann, ist dies: Gott wollte uns Freiheit schenken. Freiheit, damit wir keine Marionetten sind, sondern selbst Verantwortung übernehmen. Unabhängig von allem, was die Forscher herausfinden, was Gene und was Umwelt und Erziehung bestimmen: Vor Gott bin ich verantwortlich für alles, was ich tue. Das ist es, was Jesaja meint: Ich kann die Verantwortung für meine Sünden nicht auf Gott abschieben! Ich darf zwar Gott mein Leid klagen, aber ich kann ihn nicht anklagen. Ich darf vielmehr darauf vertrauen: Gott hat mich geschaffen und liebt mich; er trägt mich auch durch die schwere Zeit durch.
Ihr Kommentar
Kommentare (8)
Lieber Jürgen, es geht mir eigentlich nicht um eine Depression. Es erstaunt mich, dass in der Bibel die "Krankheit der Seele" als Sünde bezeichnet sein soll. Wo steht denn das geschrieben?
@Prim: Lieber Prim, Depressionen können auch durch andere Ursachen, als sündhaftes Verhalten entstehen, z.B. durch posttraumatische Belastungen oder bestimmte körperliche Balancestörungen im … mehrNeurotransmitterbereich. Unter Christen spukt häufig die Meinung, dass ein Christ nicht depressiv werden könne, weil ansonsten geistlich etwas nicht in Ordnung sei, aber das stimmt so generell nicht. Sünde kann Depression verursachen, muss es aber nicht. Genausowenig wie man auf den ersten Blick anhand einer Platzwunde erkennen kann, ob jemand geschlagen wurde, oder selbst gegen einen Türrahmen gelaufen ist, kann man bei einer Depression sofort genau sagen, ob sie durch eigene Sünde oder Aussenumstände entstanden ist, oder biochemische Ursachen hat (evtl. auch durch Erbanlagen, oder bestimmte Modellstrukturen begünstigt). Welch ein Wunder war es beispielsweise, dass Jesus nach seiner Auferweckung nicht total posstraumatisch zerstört und depressiv war, sondern wie ein wandernder Poet auf dem Weg zur Liebsten an Römern, konservative Pharisäern und auf dem Weg liegenden rostigen Nägeln vorbeimaschierte, um Maria Magdalena und seine Jünger zu herzen?
Ich finde es wichtig, dass wir unterscheiden müssen zwischen unseren Erbanlagen, der Erziehung, unserem sozialen Umfeld und unserem eigenen Tun.
Wir selbst sind ab einem bestimmten Zeitpunkt für unser Leben verantwortlich und wer Gott auf seiner Seite hat, ist immer in der Mehrheit!
Das ist ein happiger Satz:
"und es geht nicht nur um die Anfälligkeit für körperliche Krankheiten, sondern um die Krankheit der Seele, die in der Bibel Sünde genannt wird."!, also alle, die in einer Depression stecken?
Ich freue mich am meisten zu hören das Frau Sieker- Greb sagt Gott wollte keine Marionetten. Das war eine der ersten Antworten die ich erhielt das ich mich Gott zu wandte und im mein leben übergab. … mehrKlagen und fragen ist so leicht aber wer von uns hat im VORFELD dafür gebetet das Gott etwas nicht zulässt? Und etwas hat er mir gesagt solange wir mensch jeden Tag die Gebote brechen weil wir nicht bereit sind ihre Tiefe und Weite zu erkennen sind wir an unserem
(Menschenheit) Schicksal selbst schuld.
Hallo Marcel,
ich stimme Dir vollkommen zu, und wollte Frau Sieker-Greb auch nicht widersprechen, sondern sie lediglich ergänzen.
Mir haben die Ausführungen von Frau Sieker-Greb gefallen- vielen Dank dafür! Und ich sehe keinen Widerspruch zur Meinungsäußerung von Renate. Ja, gemäß dem Schöpfungsbericht war der Mensch am Anfang … mehrvollkommen. Aber "vollkommen" hieß und heißt eben nicht, dass er nicht auch fehlen, also sündigen konnte. Und eben darin besteht das für uns Unfassbare, was mit dem Jesaja-Bild vom Ton und dem Töpfer ausgesagt ist.
Als Glaubensmenschen, zumal als Christen, dürfen wir Vieles verstehen, was Menschen ohne Glauben nicht verstehen können. Aber wir verstehen und erfassen nicht alles. Es bleibt ein gehöriger Rest Unbegreifbares, dazu gehört die Thematik um Vollkommenheit,
Sünde und den freien Willen. Ob wir jemals "alles" verstehen und begreifen können, sei dahingestellt. Aber unser Schöpfer verheißt uns durch Jesus Christus, dass er uns heute trägt -wie im Beitrag ausgedrückt- und dass in Seiner Neuen Welt "jede Träne .. abgewischt wird, keine Trauer ... und kein Schmerz mehr sein wird" (Offb.21)- das sollte doch genügen.
Gott hat uns nicht unvollkommen geschaffen, sondern in seinem Bilde - als Wesen mit einem freien Willen. Hinter jedem Schöpfungstag steht: "Und Gott sah, dass alles sehr gut war." Ursache für a l l … mehre s Leid ist die Sünde, unter die die Menschheit versklavt ist. Sie ist durch einen Menschen, Adam, in die Welt gekommen, und sie wird durch die Gerechtigkeit des Gottessohnes, Jesus Christus, der zur unserer Erlösung als Mensch hier auf die Erde gekommen und am Kreuz für uns gestorben und nach drei Tagen wieder auferstanden ist, hinweggenommen werden. So erklärt es der Apostel Paulus im Römerbrief, Kap. 5, 12 - 21.