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/ Wort zum Tag

In keiner Angst haltlos allein

Jürgen Werth über Matthäus 14,27

Jesus sprach zu den Jüngern: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!

Matthäus 14,27

Am Wochenende habe ich immer wieder bei Oma und Opa übernachtet. Auf der Besuchsritze. Also, als ich noch klein war. Zehn oder elf oder so. Das war herrlich, denn am Samstagabend gab‘s da immer eine ganz große Flasche Zitronensprudel nur für mich. Die hielt aber nicht lange. Ich hatte sie meist schon leergetrunken, wenn Peter Frankenfeld, Willi Millowitsch oder Heidi Kabel die schwarzweiße Fernsehbühne betreten hatten. „Teil dir das doch ein bisschen ein!“, mahnte Opa. „Dann hast du länger was davon.“ Aber das war leichter gehört als getan.

Die Besuchsritze war nicht sehr bequem, aber sie bot spannende Ausblicke. Immer wieder nämlich fielen meine Blicke auf einen großen, leicht angegilbten Schwarz-Weiß-Stich, der an der Wand des Schlafzimmers hing. Wie ein unbewegtes Fernsehbild, wenn auch ein bisschen unheimlich. Zu sehen war ein Mann, der in tosenden Wellen zu versinken drohte und der verzweifelt einen Arm aus dem Wasser streckte. Aber da war noch einer. Der stand stark und geheimnisvoll auf dem Wasser und griff mit übermenschlicher Kraft nach der Hand des Untergehenden. Noch war hier nichts entschieden. Aber dieser Mann auf dem Wasser schien alles im Griff zu haben. Vor allem den, dem das Wasser an die Kehle ging.

Petrus und Jesus waren das, so viel wusste ich auch damals schon. In der Jungschar und im Kindergottesdienst hatte ich manche spannende Geschichte über sie gehört. Aber gesehen habe ich sie nur hier, im Schlafzimmer meiner Großeltern. Und ich war beeindruckt.

Immer wieder denke ich an diese Geschichte. Bis heute. Die Jünger sind nachts unterwegs auf ihrem See, dem See Genezareth. Jesus ist an Land geblieben. Er will beten. Da kommt plötzlich ein gewaltiger Sturm. Das Boot droht zu kentern. Und ausgerechnet jetzt ist Jesus nicht da. Doch da kommt er. Auf dem Wasser. Was die Jünger aber nicht einmal ahnen. Für sie kann das nur ein Gespenst sein. Und die Panik wird noch größer. Und dann sagt Jesus:

„Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“ Was zumindest einem von ihnen nicht reicht. „Wenn du’s wirklich bist, dann befiehl, dass ich wie du auf dem Wasser gegen kann!“ Schreit Petrus in den Sturm. Und Jesus sagt: „Komm!“ Petrus steigt aus und geht auf dem Wasser, wie Jesus, den er fest im Blick hat. Doch als die nächste Welle kommt, ist die Panik wieder da. Er sieht Jesus nicht mehr, er sieht nur die Welle - und beginnt zu sinken. Aber Jesus hält ihn fest und zieht ihn raus. Wie auf dem Bild im Schlafzimmer meiner Großeltern.

Ich liebe diese Geschichte. Und ich liebe ihre Botschaft. Mitten in der schwärzesten Nacht kommt mir Jesus entgegen. Mitten in der Todesangst sagt er:  Sei getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht! Und selbst wenn Sie beinahe untergehen – er lässt Sie nicht los. Auch wenn Sie selber nichts und niemanden mehr festhalten können – er hält Sie. Und zieht Sie raus. Und alles ist gut.

 

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Kommentare (6)

Hedy /

Vielen Dank fuer die wunderschoene Auslegung, lieber Jurgen Werth. Es tut einfach gut, hier im fernen Brasilien in deutsche Sprache, Ihre aufmunterden Worte zu hoeren.
In der taeglichen Mail hoere mehr

Rosemarie S. /

Vielen Dank, lieber Herr Werth für diesen Mutmacher.
Könnte es sein, dass Ihre Gedanken in Ihrem Buch
"EINFACH LESENSWERT" zu finden sind?
Leider fand ich nur eine ähnliche Geschichte .
Gott befohlen bis zum nächsten Mal.

Ruth maria /

Hört es euch lieber an als nur zu Lesen!
Denn davon habt ihr mehr als geschrieben steht. Da geht es nach dem "und alles ist gut" noch weiter. Danke für die Ermutigung

Peter W. /

Vielen Dank Jürgen Werth für die ermutigenden Worte zum 23. Juli.

Andreas M. /

Coole Geschichte - damals, heute. Immer wieder.
Danke, Jürgen!

Barbara R. /

Vielen Dank für die aufmunternden Worte. Sie passen in meiner aktuellen Situation (Brustkrebs) wie „Faust aufs Auge“. Liebe Grüße und einen schönen Tag dem Autor und dem gesamten erf-Team :-)