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Haltet euch nicht selbst für klug!

Christoph Schrodt über Römer 12,16

In unserer Welt bestimmen die Wissenden und die Klugen. Die Wissenschaften sind zu einer beherrschenden Macht geworden. Unsere Fernsehkanäle sind voll von Quizsendungen, in denen Wissen Vorsprung bedeutet. Und unsere Schüler werden täglich gequält mit Wissen, das sie oft genug nicht anwenden können oder später nicht brauchen werden. Wer viel weiß, hat viel Einfluss, viel Macht, hat allen Grund, stolz auf sich zu sein.

„Haltet euch nicht selbst für klug“ (Röm. 12,16). Ist Paulus gegen Wissen oder Klugheit? Sollen Christen dumm sein oder zumindest so tun, als ob sie nicht wüssten? Manche Christen verstehen das tatsächlich so und nennen das dann Demut. Meint Paulus, dass wir unsere Klugheit, unsere Fähigkeiten und Kenntnisse unter den Scheffel stellen sollen?! Nein. Demut bedeutet nicht, dass wir uns künstlich kleinmachen müssen. Gott hat es nicht nötig, uns unten zu halten, damit er groß rauskommt. Demut meint nicht das Leugnen von Gaben und Fähigkeiten. Gott freut sich ja daran, sie kommen von ihm selbst. Wie sollten wir uns nicht an dem freuen dürfen, was Gott schenkt und was ihn erfreut! Und unsere Freude wiederum macht Gott glücklich, weil wir dann das genießen, was er uns gegeben hat.

Wenn unsere kleinen Kinder etwas gut hinkriegen, dann freuen wir uns von Herzen mit. Wir sind ganz aus dem Häuschen, wenn ihnen etwas Neues gelingt und sie Fortschritte erzielen. Ihre Freude ist unsere Freude – und unsere Freude mehrt ihre Freude.

Aber genau an diesem Vergleich wird auch deutlich, um was es geht. Wenn unser kleiner Sohn besser zu wissen meint als ich, wie man Auto fährt oder das Feuer im Ofen anzündet, dann muss ich ihm seine Grenzen zeigen. Er würde sich nicht nur maßlos selbst überschätzen, sondern sich auch gefährden. Das darf ich nicht zulassen.

„Haltet euch nicht selbst für klug“. Paulus spricht im Umfeld dieses Verses darum, dass wir uns maßlos selbst überschätzen, wenn wir selber Gott spielen. Das tun wir z.B., wenn wir uns rächen und meinen, wir könnten mit unseren Methoden die göttliche Gerechtigkeit wiederherstellen. Wir spielen Gott, wenn wir uns mit Geld oder anderen Mitteln Sicherheiten aufbauen, die trügerisch sind. Wie schnell können sich unsere Diagnosen und Prognosen ins Gegenteil verkehren. Wir sind in falscher Weise klug, wenn wir menschlicher Weisheit mehr vertrauen als dem Wort Gottes. Und wenn wir dem Evangelium keine lebensverändernde Kraft mehr zutrauen, weil es manchmal allen menschlichen Erfahrungen zuwiderläuft.

Es geht also darum, dass wir dem Evangelium mehr vertrauen als unseren menschlichen Maßstäben. Jesus fordert uns dazu heraus, unsere Feinde zu lieben und alle unsere Sorgen Gott anzuvertrauen. Er sagt uns, dass wir unser Leben verlieren, wenn wir es erhalten wollen – aber dass wir es gewinnen, wenn wir es an ihn verschenken. Für Jesus ist Geben seliger als Nehmen, Ausgestoßene sind Gottes geliebte Geschöpfe und Verachtete und Gestrandete sind Gottes verlorene Kinder. Wo immer wir im letzten unseren eigenen Lebenskonzepten mehr zutrauen als dem Weg Jesu – da halten wir uns selbst in falscher Weise für klug. Jesus und Paulus fordern nicht dazu auf, Lebenserfahrung und Klugheit aufzugeben und sich im übertragenen Sinn als Geisterfahrer irrational durch die Welt zu bewegen. Wir sollen auch nicht dumm sein, und ja: Wir sollen durchaus neugierig, wissbegierig und fleißig sein. Paulus hat nichts gegen gute Schüler oder Akademiker. Es geht um etwas anderes: Nämlich darum, ob ich der höheren Logik des Evangeliums mehr vertraue als mir selbst. Ob ich bereit bin, mich mit allem, was ich bin und habe, auch meinem Wissen und meiner Klugheit, Gott anzuvertrauen. „Haltet euch nicht selbst für klug.“ Wo könnte ich heute dem Evangelium mehr Raum geben?

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