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Grenzenlose Vergebung

Jürgen Schweitzer über Psalm 103,10.

Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.

Psalm 103,10

Folgende Wortfetzen aus der Unterhaltung zwischen einer Mutter und ihrem Sohn schnappe ich in der Fußgängerzone auf. Das Kind schreit: „Mama, der Sven hat mir einfach eine reingeboxt, so ganz ohne jeden Grund.“ Die Mutter: „Und, hast du zurückgeschlagen?“ Der Kleine erwidert selbstbewusst: „Ja, klar!“ Daraufhin die Reaktion der Mutter: „Dann ist es ja gut!“

Typisch Echoprinzip: „Wie du mir, so ich dir!“ Das ist uns vertraut. Wir leben nach dem Prinzip, wie man in den „Wald“ meines Lebens hineinruft, so hallt es durch mich zurück. Wie beim Ping-Pong-Spiel, gebe ich den Ball wieder genauso zurück, wie er mir zugespielt wird. Dieser Grundsatz scheint eine Art menschliches Grundgesetz, aus dem es uns nur schwer auszubrechen gelingt.

Ganz anders verhält es sich bei Gott, wie wir heute in Psalm 103, 10 lesen: „Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.“

In dieser Welt wird Schuld meistens mit Vergeltung beantwortet. Aber Gott ist so ganz und gar anders. Psalm 103 singt ein Loblied auf Gottes Barmherzigkeit, die das gängige Echoprinzip des „Wie du mir, so ich dir“ durchbricht.

„Gott vergibt, das ist ja sein Metier!“ – so spottete einst der Dichter Voltaire. So locker dahergesagt, verliert die Rede von der Vergebung den Ernst, der ihr eigentlich zukommen muss. Und es wird ein Problem offenkundig, das mit dem Phänomen der Vergebung eng verbunden ist: Vergebung kann ihrer Natur nach nicht zur „Schleuderware“ werden.

Vergebung ist kostbar. Sie kostet Gott am Ende sogar das Leben - im Sterben seines Sohnes Jesus.

Und sie bezieht sich auf Situationen, die durch das geprägt sind, was in den Worten der Bibel Sünde und Schuld heißt. Und das sind Situationen, in denen das Gelingen des Lebens und der menschlichen Beziehungen auf dem Spiel steht.

Vergebung ist tatsächlich Gottes Sache, aber nicht oberflächlich, sondern mit Ernst und Tiefe, damit verbunden, dass der, dem vergeben wird, Einsicht in seine Schuld zeigt und zur Umkehr bereit ist. Es gehört zum großen Reichtum unseres Glaubens, dass Gott uns immer wieder einen neuen Anfang ermöglicht.

Wer Gottes vergebender Liebe vertraut, der kann neu anfangen. Denn wer sich auf Gott verlässt, der wird nicht auf sein Versagen festgelegt. Wer auf ihn baut, der bekommt eine neue Perspektive für sein Leben.

Grenzenlose Vergebung, das ist Gottes Geschenk, das er uns in Jesus Christus macht. Und „wo Vergebung ist, da ist Leben und Seligkeit“, hat Martin Luther einmal gesagt.

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