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Gottes weiter Horizont

Christian Schwark über Jesaja 65,1.

Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich!

Jesaja 65,1

Wenn Menschen zusammen sind, lernen sie sich immer besser kennen. Im Laufe der Zeit wird man vertraut miteinander. Das kann etwas sehr Schönes sein. Aber auf der anderen Seite wird es für Außenstehende dann immer schwerer, dazuzukommen.

So ist es auch oft in christlichen Gruppen und Gemeinden. Da fühlt man sich wohl und ist zufrieden, wenn alles so bleibt, wie es ist. Da stören Neue eher. Gott ist da ganz anders. Er hat einen weiten Horizont. In unserem heutigen Bibelwort aus Jesaja 65,1 sagt er: „Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich. Hier bin ich, hier bin ich.“

Viele aus dem Volk Israel hatten sich abgewandt. Aber Gott hat sie nicht aufgegeben. Er ist weiter für sie da. Und lädt sie ein, neu mit ihm zu leben. Und das galt nicht nur damals. Sondern das gilt heute erst recht. Jesus hat die Schuld aller Menschen auf sich genommen. Darum kann durch ihn jeder Mensch zu Gott kommen. Und Gott möchte, dass möglichst viele ihn kennenlernen.

Wie gehen wir mit Menschen um, die nicht oder nicht mehr als Christen leben? Sagen wir: Bei denen wird das eh nichts mehr! Oder beten wir für sie? Und versuchen, sie zu gewinnen oder zurückzugewinnen? Gott möchte, dass wir nicht nur in unseren vertrauten Kreisen bleiben. Sondern dass wir seine Liebe an andere weitergeben. Gerade an die, die sich von ihm entfernt haben. Man könnte es so ausdrücken: Wir sind nicht die Endverbraucher der Liebe Gottes. Sondern eine Art Zwischenstation. Oder ein Durchlauferhitzer. Das, was wir mit Gott erleben, soll sozusagen durch uns hindurchfließen zu anderen.

Ich selber habe davon profitiert, dass Christen mir ihren Glauben weitergegeben haben. Ich stamme nicht aus einem christlichen Elternhaus. Weder mein Vater noch einer meiner Großväter war Pfarrer. Dass ich heute Pfarrer bin, liegt daran, dass andere mir von Gott, von Jesus erzählt haben. Darum: behalten wir unseren Glauben nicht für uns. Bleiben wir nicht in den vertrauten Kreisen. Sondern reden wir mutig von unserem Glauben.

Dazu gehört dann natürlich auch, dass wir offen sind, wenn tatsächlich Neue kommen. Dass wir sie freundlich begrüßen. Dass wir unsere Gruppen und Kreise für sie öffnen. Und dass wir unseren Gottesdienst so gestalten, dass sich nicht nur die wohl fühlen, die immer schon da waren.

Bei meiner Einführung in meine erste Pfarrstelle sagte mein Mentor einen Satz, der mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Er lautet: In der Gemeinde ist der Heide König. Damit wollte er natürlich nicht sagen, dass sich die Gemeinde an ihre heidnische Umwelt anpassen soll. Aber die, die nicht, noch nicht oder nicht mehr glauben, sollen in der Gemeinde besonders wertgeschätzt werden. Auch dann, wenn sie ganz anders sind als wir. Wenn sie in manchen Dingen ganz anders denken als wir. Oder wenn sie vielleicht anders aussehen oder eine andere Sprache sprechen.

Mancher denkt jetzt vielleicht: Mir wäre es lieber, wir würden als Christen unter uns bleiben. Ich möchte Ihnen Mut machen, positiv zu denken. Und zu sagen: Wie schön, dass Gott durch mich andere ansprechen kann. Wie schön, dass neue Leute uns bereichern. Und wie schön, dass wir merken: Gott ist am Werk. Gott hat ein weites Herz. Haben wir es auch?

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Kommentare (2)

Gerhard B. /

Das Beispiel mit dem Durchlauferhitzer gefällt mir als Praktiker gut ,- muss halt ab und zu mal entkalken damit alles gut durchläuft!

Walter H. /

Vielen Dank für Ihren wertvollen Beitrag