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Ein Blick hinter die Fassade

Manfred Bletgen über Lukas 19,2–3

Da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre.

Lukas 19,2–3

Wer bin ich, wenn mich keiner mehr ansieht? Mit dieser Frage lag der Zollbeamte Zachäus in den schwül-heißen Nächten der Oasenstadt Jericho oft lange wach. Diese Frage zermarterte sein Gehirn: Wer bin ich eigentlich wirklich?

Ich habe einen Traumjob bei der römisch-europäischen Provinzbehörde. Ich bin reich geworden, okay, durch Provisionen und Bestechungsgelder.

Als Zachäus diesen Job des Zöllners annahm, machte er sich selber zu einem verhassten, krassen Außenseiter. Er war der verlängerte Arm der römischen Besatzung. Für viele Menschen waren Zöllner keine Menschen mehr. Wenn die Leute dem Zöllner auf der Straße begegneten, drehten sie demonstrativ ihr Gesicht zur Seite. Zöllner, das waren Kollaborateure, Blutsauger, Halsabschneider, Ausbeuter, Verräter.

Zollstationen waren aber auch Nachrichtenstationen. Natürlich hatte auch Zachäus von ihm, von Jesus von Nazareth gehört. Er sollte der langersehnte Messias sein, der Erlöser seines Volkes. Wie würde  Jesus mit Zöllnern umgehen? Würde er sie keines Blickes würdigen? In der Bibel heißt es: „Zachäus wollte Jesus gerne sehen.“ Da war ein Funke, ein kleines Licht der Hoffnung in diesem Mann. So, wie sein Leben jetzt war, hielt er es mit sich selber nicht mehr aus.

Jesus kommt auf der Durchreise nach Jerusalem durch Jericho. Zachäus aber konnte sich nicht einfach an den Straßenrand zu den anderen Leuten stellen. Man hätte ihn ausgepfiffen, angespuckt, weggejagt. Also denkt er sich: Noch ein Stück die Straße runter und rauf auf den Maulbeerbaum.

Da hockt er nun; versteckt hinter Blättern. Irgendwann muss er am Stimmengewirr der Leute gemerkt haben: Jetzt muss Jesus mit ihm auf gleicher Höhe sein. Vielleicht hat er die Blätter etwas zur Seite geschoben. Hauptsache, es sieht mich keiner.

Dann aber traut er seinen Ohren nicht, er hört seinen Namen rufen:  Es wird still auf der Straße. Es rascheln die Blätter. Zachäus schaut nach unten, Jesus schaut ihn an. Dann sagt Jesus, nicht laut und nicht leise, aber klar und verständlich für alle: „Zachäus, ich möchte heute in deinem Haus einkehren.“

Jesus sieht also nicht nur die Fassade, nicht die Funktion eines Menschen, sondern er sieht das Herz, die Wesensmitte eines Menschen. Von Jesus her gibt es kein: Ja, aber, sondern nur ein rundes, volles, klares JA! Ja ich bin gekommen, um Menschen in die Gemeinschaft mit Gott zu rufen.

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