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Durst nach Leben

Ulrich Mack über Johannes 4,11

Spricht zu ihm die Frau: Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du dann lebendiges Wasser?

Johannes 4,11

Stellen Sie sich bitte folgendes vor: Die Sonne brennt. Es ist heiß. Die Schritte werden schwer. Gerade ist Mittag. Jesus und seine Jünger machen Pause. An einem berühmten Rastplatz halten sie an: am Jakobsbrunnen in Sychar, mitten in Samarien. Jesus ist müde. Er setzt sich auf den Brunnenrand. Die Jünger gehen in eine Stadt in der Nähe Proviant einkaufen. Da kommt eine Frau zum Brunnen. Einen Krug schleppt sie mit. Sie will Wasser schöpfen, Waser gegen den quälenden Durst. Sie kommt um die Mittagszeit, und sie kommt allein. Beides ist ungewöhnlich. Normalerweise kommen Frauen gemeinsam am Abend. Aber sie kommt allein mit ihrem Durst, mit ihrem äußeren Durst in der Kehle und – wie sich gleich herausstellen wird – auch mit ihrem inneren Durst in der Seele.

Denn am Brunnen trifft sie Jesus. Er spricht sie an. Er bittet sie: „Gib mir einen Schluck Wasser“. Die Frau ist verwundert. Wie – ein Mann bittet sie; das war gegen jeden Anstand. Und mehr noch: dass er als Jude sie, eine Samaritanerin, anspricht, das war gelinde gesagt erstaunlich. Kein Wunder, dass das Gespräch jetzt eine seltsame Wendung nimmt. Jesus erklärt der Frau: „Wenn du wüsstest, wer es ist, der dich um Wasser bittet, dann hättest du ihn um Wasser gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“

Hm, ob das die Frau kapiert? Im ersten Moment jedenfalls nicht. Sie antwortet ihm:

„Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du dann lebendiges Wasser?“.  (Joh. 4, 11)

Klar, dass sie so fragt. Sie denkt nur an den äußeren Durst in der Kehle; und den Ausdruck „lebendiges Wasser“ – den kennt sie. So nannte man eine Quelle, fließendes frisches Wasser aus dem Untergrund – im Gegensatz zum stehenden, alten Wasser im Brunnen. Erst langsam kapiert die Frau, dass Jesus etwas anderes meint, einen tieferen Untergrund und eine andere Quelle – eben eine, die nicht nur den Durst der Kehle löscht, sondern den Durst der Seele. Genau das erklärt er ihr nun. Er sagt: „Wer dieses Brunnenwasser trinkt, wird wieder durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nie mehr Durst haben“.

Durst der Kehle – und Durst der Seele. Die Frau kennt beides, und Jesus sieht es. Nicht nur einen Krug trägt sie, sondern im Herzen einen Durst nach Leben. Nicht nur die Suche nach Wasser treibt sie, sondern eine Sehnsucht nach Liebe. Mit Männern hat sie schlechte Erfahrungen gemacht. Jesus bringt es auf den Punkt: „Fünf Männer hast du gehabt, und der, mit dem du jetzt zusammen lebst, ist nicht dein Mann.“ Was für Enttäuschungen kommen da hoch, was für Tränen in der Nacht! Vielleicht hat die Frau noch nie so richtig erlebt, was Liebe heißt. Vielleicht hat sie noch nie echt das Gefühl erfahren: Ich bin angenommen, bedingungslos geliebt – trotz allem. Mein Leben hat Zukunft.  Diesen Durst kann Jesus stillen. Das erfährt die Frau am Brunnen. Sie trinkt bei Jesus Vertrauen, sie schöpft Liebe. Sie tankt Hoffnung. Jesus erklärt ihr noch: Die Quelle, die er selber ist, die fließt nicht nur für einen Moment. Sondern sie sprudelt ins ewige Leben. Also: trinken!

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