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Dienen ist angesagt!

Michael Wehrwein über Markus 10,45.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Markus 10,45

Die besten Plätze sind vorne, ausgenommen im Kino. Aber sonst gilt: Die ersten Plätze sind die besten. Das gilt für Zuschauer. Das gilt für Sportler im Wettkampf, für Schüler beim Abitur, für den Arbeiter im Betrieb, für den Angestellten in der Abteilung. Wer vorne ist, steht im Rampenlicht. Er wird beachtet, hat Vorteile. Er hat das Sagen. Wer vorne ist, hat Macht und Einfluss. Andere schauen zu ihm auf. Manche orientieren sich an ihm. Manchmal kuschen sie auch vor ihm.

Die vorne stehen sind oft für andere Leitbilder und Vorbilder. Denken Sie nur an Spitzensportler, an bekannte Namen im Showgeschäft, an Spitzenpolitiker und Wirtschaftsbosse. Ihre Äußerungen, ihr Verhalten und oft schon ihr äußeres Auftreten wird genau beobachtet und oft auch nachgeahmt. Eine ganze Regenbogenpresse lebt vom Verhalten und den Skandalen der sogenannten Größen. Die Lektüre einschlägiger Zeitschriften ist für viele kleine Leute eine gute Möglichkeit, Neugierde zu befriedigen und manchmal den eigenen Lebensstil zu rechtfertigen. Die Äußerungen der Großen werden verbreitet – wen interessieren denn die Gedanken der kleinen Leute? Wenn ein Star ein Kind bekommt, macht das Schlagzeilen. Wer interessiert sich schon für das Lebensglück des Durchschnittsbürgers? Wenn ein Promi Bauchweh hat, sorgen sich viele. Aber wen kümmert das Leid einfacher Menschen? Selbst in einer Demokratie sind nicht alle gleich. Es gibt immer welche, die besondere Vorrechte genießen.

Oben und unten, vorne und hinten – das kennen wir aus eigener Erfahrung. Mancher schimpft gerne auf die vorne und oben. Sicher gibt es auch im eigenen Leben manchmal die Sehnsucht, weiter oben und weiter vorne zu sein.

Menschlich gesehen ist dieses Denken und Sehnen verständlich. Dies ist so, seit es Menschen gibt. Das gilt nicht nur für den weltlichen Bereich sondern auch für den geistlichen Bereich. Selbst Menschen, die ganz nah bei Jesus sind, sind davor nicht gefeit. Das zeigt das Beispiel von Jakobus und Johannes. Clever sind die Beiden schon. Sie sagen klipp und klar, was sie wollen. Sie möchten einrücken ins Kabinett von Jesus. Sie möchten Ehrenplätze bei Jesus in der Herrlichkeit Gottes. Die Beiden möchten aufrücken zu Macht und Einfluss. Sie leiten einen Rechtsanspruch darauf ab. Schließlich nahm sie Jesus schon mehrmals besonders in die Verantwortung. So waren sie auf dem Berg der Verklärung dabei. Ihre Chancen scheinen gut zu sein. Trotz ihrer Nähe zu Jesus denken sie menschlich und irdisch. Eben hatten sie noch die Worte von Jesus gehört, mit denen er sein Leiden ankündigte. Sie waren eindeutig und unmissverständlich.

Aber Jakobus und Johannes haben offensichtlich ihre Tragweite nicht erfasst. Sie denken immer noch an einen politischen Messias, an einen irdischen Herrscher.

Jesus rückt ihre verrückten Maßstäbe zurecht. Er stellt ihr Lebenskonzept infrage. „Ihr wisst nicht, was ihr bittet!“, sagt er. Geduldig erklärt er noch einmal seinen Weg und den Sinn seines Kommens in diese Welt. Er gipfelt in der Aussage: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele“. So sagt Jesus. Gott, der kommt, nicht um zu herrschen, sondern um zu dienen! Zugegeben- das ist ein merkwürdiges Gottesbild. Es widerspricht unseren menschlichen Vorstellungen. Aber das ist das großartige Angebot des Evangeliums. So sieht Gottes Rettungsweg für diese Welt und für Ihr und mein Leben aus. Er lässt sich nicht bedienen. Er dient. Er fordert nicht Opfer. Er opfert sich auf. Er bringt nicht in Abhängigkeiten. Er befreit daraus. Er stellt keine unerfüllbaren Forderungen. Er erfüllt sie selbst.

Denen, die ihm nachfolgen, sagt er: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei aller Knecht.“ Damit weist Jesus auf die Folgen eines Weges mit ihm hin. Ohne Leiden gibt es keinen Sieg, ohne Passion kein Ostern, ohne das Kreuz keine Krone. Im Reich Gottes gelten eben andere Maßstäbe: Großes wird klein und Kleines groß. Reiche werden zu Armen und Arme zu Reichen. Nicht herrschen, sondern dienen ist angesagt. So wie es Jesus vorgelebt hat.

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