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Die Kraft der Schwachheit

Horst Marquardt über 2. Korinther 12,9.

Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.

2. Korinther 12,9

Doris, eine kaufmännische Angestellte, hatte sehr jung geheiratet. Kurz nach der Hochzeit wurde ihr Mann eingezogen. Er kam zu einer Truppe, die häufig an den Brennpunkten des Krieges eingesetzt wurde. Die Ungewissheit war groß. Sie hoffte sehr auf die Rückkehr ihres Mannes. Vergeblich! Täglich brachte sie ihren Kummer vor Gott. Freunde begleiteten sie im Gebet. Irgendwann erfuhr sie durch einen Kameraden ihres Mannes, dass ihr Mann im Gefangenenlager verstorben war. Doris  spürte, dass ihr Glaube nach der langen Wartezeit ins Wanken kam. Sie hatte doch so sehr gehofft, so treu gebetet. Alles vergeblich? Etwa zwei Jahre später entdeckte sie einen Knoten in der Brust. Die ärztliche Untersuchung ergab: es ist Krebs. Es kam zur Operation. Eine Brust wurde amputiert. Mut und Freude verschwanden aus ihrem Leben. Zum Gebet blieb kaum noch Kraft. Nur der Seufzer: „Ach, Herr, was nun?“

In einer Bibelstunde der Gemeinde, zu der sie gehörte, wurde eines Tages über das Leben des Apostels Paulus gesprochen. Es wurde gerade der 2. Korintherbrief behandelt. Als man an das 12. Kapitel kam, weckten einige Formulierungen die besondere Aufmerksamkeit von Doris. Da war die Rede von außerordentlichen Erfahrungen des Apostels. Er erlebte eine Entrückung ins Paradies, also in die Welt Gottes. Er konnte sich das Geschehen nicht erklären. Er sah in die Welt Gottes hinein und hörte unaussprechliche Worte, die ein Mensch nicht aussprechen darf. In großer Bescheidenheit verzichtet er darauf, das Erlebte auszumalen. Er wollte mit dieser Erfahrung nicht angeben. Im Gegenteil: er wurde sich seiner Hilflosigkeit, seiner Schwachheit, bewusst.  Es plagten ihn  Schmerzen. Die empfand  er so, als hätte er einen Pfahl im Fleisch. Dreimal hat er Gott gebeten, ihn von seiner Plage zu befreien. Da hat er sicher nicht nur leise ein paar Sätze gestammelt. Jesus Christus antwortet ihm mit den Worten: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“

Das hörte Doris, von der ich eingangs sprach, in der Bibelstunde. Sie fragte sich, wie sie die Erfahrung des Paulus in ihr Leben übertragen könnte. Immer wieder las sie 2. Kor. 12. Sie wagte es  nicht, Gott dafür zu loben, dass sie schwach ist. Aber es stand so da: Ich will mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Da fing sie an, in ihrem Gebet nicht um Kraft zu bitten. Sie lernte vielmehr, für ihre Schwachheit zu danken. Die Folge war, dass sie mit viel mehr Zuversicht in die Zukunft sah. Sie blieb beruflich wach, hatte den Mut, einige Male die Arbeitsstelle zu wechseln, bis sie die Assistentin eines leitenden Mannes in der Verwaltung ihrer Stadt wurde.

 

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Kommentare (2)

Pfr i. R. Dietrich Tews /

In diesem Űbungsfeld sind wir immer wieder. Es geht meiner Annegret wie Doris. Ganz liebe Segensgrűße von Haus und Haus und Herz zu Herz. Danke!

Bärbel und Lothar Saamen /

Danke für Ihre Gottes-Worte, Herr Marquardt! Sie haben gerade heute unser Herz sehr berührt und mir geholfen!