Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

„Da gehen die Wellen hoch …“

Johannes Kiuntke über Matthäus 8,26.

Jesus stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; und es ward eine große Stille.

Matthäus 8,26

„Da gehen die Wellen hoch.“ „Das Wasser ist mir über dem Kopf zusammengeschlagen.“ „In der Menge der Arbeit untergehen“. Oft benutzen wir in unserem Alltag Redewendungen, in denen das Meer eine Rolle spielt.

In der Bibel lesen wir eine Geschichte von Jesus und seinen Schülern. Dieser Geschichte könnten die Sätze, die wir bis heute gebrauchen, entnommen sein. Jesus und seine Jünger sind in einem Boot auf dem See Genezareth in Israel unterwegs. Der See ist bekannt für seine tückischen Winde. Sehr schnell verwandeln sie den See, der eben noch ruhig da lag, in ein tosendes Chaos. So passierte es den Männern, die mit Jesus im Boot unterwegs waren. Jesu Begleiter geraten in Panik. Sie waren einiges gewohnt. Etliche kannten den See auch sehr gut, sie waren ja Berufsfischer gewesen. Aber das jetzt brachte sie an den Rand ihrer Kräfte. Zu allem Überfluss schlief Jesus seelenruhig im Boot. Er bekam offenbar nicht mit, dass sie in Lebensgefahr gerieten. Schließlich weckten sie Jesus. Der stand auf, wunderte sich über ihren kleinen Glauben, und bedrohte den Wind und das Meer. „Da wurde es ganz still“, – so heißt es im Evangelium des Matthäus.

Diese kleine Geschichte hat viele Menschen schon ermutigt. Menschen, die in ihrem eigenen Leben erfahren haben: Das Wasser steht ihnen bis zum Hals, die Wogen schlagen ihnen über dem Kopf zusammen. Das ganze Leben scheint ein aufgewühlter Hexenkessel zu sein. Sie drohen im Chaos zu versinken.

Was tun die Begleiter Jesu? In ihrer Verzweiflung schreien sie ihre Not heraus. „Jesus hilf, wir gehen unter!“ Das ist wohl das Sinnvollste, das man in Zeiten großer Not tun kann: Zu schreien: „Jesus hilf!“ Und dann haben sie erfahren, dass Jesus ihren Schrei gehört hat. Er ist gekommen und hat dem Wind und den Wogen geboten, still zu sein.

Eine kleine Begebenheit ist mir noch wichtig an der Geschichte. Jesus ist ja die ganze Zeit mit im Boot. Die Männer sind nicht allein. Jesus schläft zwar, aber er ist dabei. Die Männer hätten sagen können: Solange Jesus mit im Boot ist, kann uns nichts passieren. Aber das haben sie offenbar gar nicht mehr im Bewusstsein.

Passiert uns das in unserem Leben nicht auch? Selbst erfahrene Christen kommen schon mal an ihre Grenzen, wenn in ihrem Leben irgendetwas passiert, was alles durcheinanderwirbelt.  Und wir reagieren, als sei Jesus gar nicht mit im Boot. Der Sturm und die Wellen bringen uns so in Panik, dass wir fast mitsamt unserem Glauben über Bord gehen. Kürzlich saßen meine Frau und ich im Büro eines Autohändlers. Der Vertrag für unser neues gebrauchtes Auto war schon unterschrieben. Zu unserer Überraschung schloss der Autohändler plötzlich die Tür und erzählte von dem, was seine Familie in den vergangenen Wochen Schlimmes erlebt hatte. Feuer war ausgebrochen, zwei Großväter waren gestorben, und auch sein kleiner Sohn war plötzlich gestorben. Seine ganze große Not und Verzweiflung brach fast aus ihm heraus. Er hatte offenbar noch mit niemanden darüber reden können. Beim nächsten Treffen fragte ich ihn, ob ich für ihn beten dürfe. Gerne willigte er ein. Und so betete ich für diesen türkischen Mann, dass Jesus kommen möge und die aufgewühlten Wogen in seinem Leben beruhigt. Sichtlich bewegt bedankte er sich.

Ich weiß nicht, was passieren wird. Aber ich vertraue darauf, dass Jesus eingreifen und diesem Mann begegnen wird als der, der dem Wind und den Wogen des Lebens gebietet. In Ihrem Leben kann er das auch. Und er wird es tun, wenn Sie sich voll Vertrauen an ihn wenden. Sagen Sie ihm Ihre Not. Schreien Sie Ihre Verzweiflung heraus. Sie brauchen sich nicht zu schämen. Auch in Ihrem Leben kann das geschehen, was Matthäus berichtet: „Und Jesus stand auf und bedrohte den Wind und das Meer. Da wurde es ganz still.“

 

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Edith R. /

Mir gefallen die Gedanken zum Bibeltext sehr gut und es steckt einiges nach denkens wertes darin.

Gunnar K. /

Lieber Johannes,
Ihre Predigt fand ich sehr ansprechend. Jesus ist immer bei uns, es hapert nur so oft an unserm Bewusstsein für diese Tatsache.
Vielen Dank.