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Ausharren

Roland Krause über Jesaja 40,30-31.

Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden.

Jesaja 40,30–31

Aus den Weihnachtsfeiertagen kommen wir und sind noch mitten drin. Vielleicht haben Sie sich viel erzählt in der Familie, im Freundeskreis, erzählt aus Ihrem Leben. Heute begegnet uns ein Bibelwort, das erzählt von unserem Leben und erzählt vom Handeln Gottes.

In Jesaja 40,30-31 heißt es: „Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden.“

O ja, wenn einmal jugendliche Kühnheit und Übermut verflogen sind, dann lernen wir etwas vom Straucheln, vom Müdewerden, vom Fallen. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann entdecke ich diese Zeiten der Müdigkeit, diese Strecken der Ohnmacht. Zuerst die Furcht, die Kräfte könnten nicht mehr reichen und dann die bittere Erkenntnis, dass nun vieles nicht mehr so geht wie vorher.

Mitten im aufstrebenden Erfolgs-Lebensgefühl, im beruflichen Vorankommen oder an einem Krankenbett, wir lernen, dass es inmitten der Gesunden, Starken, Erfolgreichen immer auch Getroffene, Niedergeschlagene, Einsame gibt. O ja, das müssen wir lernen, das lehrt uns das Leben, dass mitunter ein fast unerträgliches Missverhältnis besteht zwischen Schwäche und Kraft, zwischen Gelingen und Scheitern. Da stehen manchmal neue Aufgaben vor uns und wir ahnen, dass unsre eigene Kraft niemals ausreichen kann. Und ein andermal blicken wir staunend zurück und fragen uns, woher wir all die Energie nahmen.

Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden.“ Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft. Daher also kommt die Kraft. Von Gott kommt die Kraft. „Harren" heißt es hier. „Harren" meint etwas anderes als das ungeduldige Warten mit ständigem Blick auf die Uhr. Solch ein Warten taugt nicht für unsere Geschichte mit Gott. „Harren" meint etwas anderes als jenes gleichgültige Warten ohne Hoffnung, ohne Erwartung. Auch das taugt nicht für unsere Geschichte mit Gott.

„Harren" meint das Beharren auf einem Gotteswort, meint das Festhalten an einer Zusage, meint das Umgehen mit, das Lernen an, das Sich-Stellen auf Gottes Verheißungen.

O ja, es gibt viel vergebliches Warten auf dieser Welt. O ja, es gibt viel vergebliches Warten in unserem Leben. Aber je mehr wir hineinwachsen in dieses Lernen, in dieses harrende, vertrauende Warten, umso mehr erleben wir, wie das zuversichtliche Warten auf Gott uns schützt – schützt vor den Enttäuschungen des Tages, schützt vor den Wunden der Jahre.

Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft. Im Harren und im neue Kraft kriegen klingen in der hebräisch Sprache Bilder an aus der Welt des Baumwartes. Wenn der Baumwart einen neuen Zweig ganz eng mit einem abgesägten, scheinbar „erstorbenen" Baumstumpf verbindet, wenn er einen neuen Zweig aufpfropft, dann kann der Baum wieder ausschlagen. Aus dem Totgeglaubten wächst auf wunderbare Weise Neues. Noch einmal kann Leben grünen.

Wie entlastend, wie seelsorgerlich, wie verständnisvoll-tröstend Gott handelt. Nicht allein auf mein Harren, auf mein Ausharren, auf meine Kraft, auf meine Geduld, auf mein Bleiben kommt es an, sondern - so das Bild der hebräischen Sprache - Gott selbst ist der, der ausharrt. Gott der Baumgärtner legt Hand an das Alte. Er selbst pfropft einen neuen Spross ein, um noch einmal Leben zu ermöglichen.

 

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