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Annehmen, was ist

Petra Foede über 1. Samuel 17,18

Isai sprach zu David: Sieh nach deinen Brüdern, ob’s ihnen gut geht.

1. Samuel 17,18

„Dem wahren Weisen schmecken die Dinge so wie sie sind.“ Dieser Satz steht auf einer Postkarte an unserer Küchentür. Sie hängt dort, weil ich manchmal nicht besonders gut darin bin, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind. Dann ist mir das Wetter zu heiß oder zu nass oder zu trocken oder zu grau. Dann hätte ich gerne mehr Arbeitsaufträge. Oder mehr Zeit mit meiner Familie oder für meine Nachbarn. Und ganz schnell werde ich unzufrieden mit dem Ist-Zustand und am Ende auch mit Gott.

In der Erzählung, aus der der heutige Losungsvers stammt, begegnen wir dem jungen, zukünftigen König David in einer Situation, in der er nach menschlichem Ermessen allen Grund gehabt hätte, mit der aktuellen Situation unzufrieden zu sein. 

Sieh nach deinen Brüdern, ob´s ihnen gut geht.

Als David von seinem Vater diesen Auftrag bekommt, lebt er schon längst nicht mehr bei seiner Familie zu Hause. Der Prophet Samuel hat ihn zum künftigen König berufen und gesalbt, und Gott hat ihn an den Ort gebracht, an dem diese Berufung wahr werden kann: an den Hof des Königs. Sehr bald hat David dort das Vertrauen Sauls erworben und ist sein Waffenträger geworden. Eine unglaubliche Entwicklung in Davids Leben – vom jüngsten Sohn und Schafhirten zum Anwärter auf den Thron Israels. David muss sich wie im Traum gefühlt haben.

Und dann zieht Saul wieder einmal in den Krieg gegen die Philister. Mit dabei die drei ältesten Brüder Davids. Und David selbst? Ist doch klar! Immerhin ist er erstens Sauls Waffenträger und muss sich zweitens als zukünftiger König bewähren. Natürlich muss er gemeinsam mit Saul ganz vorne dran sein im Kampf gegen die, die Gottes Volk und Gott selbst verhöhnen! Das ist schließlich die Aufgabe eines Königs von Israel!  

Aber alles läuft anders. Während seine drei ältesten Brüder in den Krieg ziehen, kehrt David zurück zu seinem alten Vater und kümmert sich um ihn und um die Schafe. Was für ein Rückschritt! Was David in dieser Situation wohl gedacht hat? Ob er mit Gott gehadert hat oder diskutiert? Hat er an seiner Berufung gezweifelt? Nach menschlichem Ermessen kann es für David nicht leicht gewesen sein, diese Entwicklung einfach hinzunehmen. Aber er tut, was dran ist. Und dann beauftragt sein Vater ihn: „Sieh nach deinen Brüdern, ob´s ihnen gut geht.“ Ein alltäglicher Auftrag und gänzlich unpassend für einen zukünftigen König. Aber wieder fügt David sich der Situation und übernimmt die Aufgabe.

Sein Auftrag führt ihn zum Kriegsschauplatz. Und ganz plötzlich ist er wieder mitten drin im Geschehen. Er hört das Höhnen der Philister über Israel und über Gott. Und völlig selbstverständlich verhält er sich so, wie man es von einem König Israels erwarten würde: Er deutet die Situation. Er ermutigt Sauls Heer, auf Gott zu vertrauen – und zwar zuallererst Saul selbst, der sich, wie alle anderen, furchterfüllt zurückgezogen hat. Und schließlich führt und gewinnt er selbst den scheinbar aussichtslosen Kampf und stellt so die Ehre Gottes für alle sichtbar wieder her. So soll ein König Israels sein Volk leiten.

Mich fasziniert es, dass David Gott auch dann vertraut, wenn der Weg in seinen eigenen Augen unsinnig aussehen muss und wie Gott dann gerade durch diesen scheinbar kontraproduktiven Weg David genau zur richtigen Zeit zum richtigen Ort bringt. Davids Vertrauen wird bestätigt. 

„Sieh nach deinen Brüdern, ob´s ihnen gut geht“. Dieser Satz kann an David in einer Lebenssituation erinnern, die für ihn schwer anzunehmen gewesen sein muss. Er kann daran erinnern, wie David in dieser Situation genug Vertrauen zu Gott hatte, sich auf Gottes Führung in seinem Alltag einzulassen.  Und wie er dann erlebt hat, dass gerade durch diesen aus menschlicher Perspektive wenig zielführenden Weg Gott ihn zur richtigen Zeit an die richtige Stelle gebracht hat, um dort vielen Menschen seine Größe zu zeigen.

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