Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

An Gottes Segen ist alles gelegen

Bärbel Wilde über 4. Mose 6,24.

Eine Frau ist verzweifelt. Ihr Leben befindet sich in einer Krise. Sie empfindet es als sinnlos weiterzuleben. Sie geht durch die Straßen der Stadt. Sie kommt an einer Kirche vorbei. Die Glocken läuten. Die Tür steht offen. Sie geht hinein. Es ist gerade Gottesdienst. Sie setzt sich in die letzte Bank. Dort bleibt sie sitzen, bis der Gottesdienst zu Ende ist. Als alle die Kirche verlassen haben, geht sie nach vorne und öffnet vorsichtig die Tür, hinter der der Pastor verschwunden ist. Sie trifft ihn dort noch an. Sie fragt: „Darf ich Sie einen Augenblick sprechen?“

Und dann sagt sie: „Ich war schon lange nicht mehr in einer Kirche. Am Anfang des Gottesdienstes dachte ich: Was will ich hier eigentlich? Die Lieder kannte ich nicht. Die Gebete waren mir fremd. Von der Predigt habe ich nicht alles verstanden. Aber dann haben Sie zum Schluss ein paar Worte gesagt, irgendetwas mit: „Sieh mir ins Angesicht“. Diese Worte haben etwas in mir verändert. Ich wurde plötzlich ruhig und zuversichtlich. Darum bin ich jetzt auch zu Ihnen gekommen. Könnten Sie mir diese Worte aufschreiben? Dann kann ich sie mit nach Hause nehmen.“

Der Pastor überlegt einen Augenblick. Dann zitiert er den Schlusssegen: „Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ „Ja, genau, die meine ich“, sagt die Frau. Der Pastor nimmt einen Zettel und schreibt das Segenswort auf. Er gibt der Frau den Zettel. Sie bedankt sich und verabschiedet sich.

Heute ist der Anfang dieses Segens aus dem 4. Buch Mose die Losung des Tages: Der HERR segne dich und behüte dich.

Gott hat diese Worte Mose gesagt. Er sollte Aaron, seinen älteren Bruder und dessen Söhne mit diesen Segensworten für das ganze Volk beauftragen. Darum werden sie auch Aaronitischer Segen genannt. Als Schlusssegen des Evangelischen Gottesdienstes wurden sie von Martin Luther eingeführt.

Es ist schon eigentümlich, dass dieser Segen immer wieder für Menschen wichtig geworden ist - durch all die Jahrhunderte und Jahrtausende. Im Volksmund sagt man: „An Gottes Segen ist alles gelegen.“ Und es gibt Augenblicke, da spüren wir, dass das so ist.

Wenn ich im Gottesdienst die Worte spreche oder höre, ist das auch für mich jedes Mal etwas Besonderes. Gottes Segen ist real. Das sind nicht einfach leere Worte, keine wirkungslosen Floskeln. Das ist auch nicht nur ein Schlusswort, das die Tradition so überliefert hat. Sondern das ist eine persönliche Zusage unseres Gottes. Ich darf unter seinen Augen leben. Er wendet sich nicht von mir ab. Er kümmert sich um mich. Er wünscht mir Gutes und schenkt mir Frieden. Durch den Segen bekommen wir Anteil an der göttlichen Fürsorge.

Der christliche Begriff Segen entspricht dem lateinischen Wort benedictio, abgeleitet von bene (gut) und dicere (sagen), also eigentlich von jemandem gut sprechen. Ihm Gutes wünschen.

Das Segenswort ist auch ein Sendungswort. Für den Alltag. Ein Wort, das Mut macht. Ich bin nicht allein. Gott ist bei mir. Ich sage oft - bevor ich den Segen spreche: „Jeder einzelne darf jetzt diesen Segen ganz persönlich auf sich beziehen.“

Gottes Zusage wird das Denken und Handeln beeinflussen. Sie hat auch Auswirkungen auf die Art, wie ich anderen Menschen begegne oder wie ich Schwierigkeiten bewältige.

Besuchen Sie doch einfach wieder einmal einen Gottesdienst. Es kann sein, dass Sie sich in der Kirche fremd fühlen, dass Sie nicht alles von der Predigt verstehen und die Lieder nicht mitsingen können. Auch wenn Sie nichts anderes daraus mitnehmen als die Frau, die das schriftlich haben wollte. Dann hat es sich doch gelohnt.

Ich lese Ihnen jetzt die Worte noch einmal aus der Bibel vor und jeder darf sie ganz persönlich für sich nehmen: „Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Hedy /

Danke...Danke! moechte nur Danke sagen,liebe Frau Baerbel Wilde ,fuer die Auslegung.

Bernd H. /

Liebe Bärbel Wilde,
vielen Dank für Ihre Worte und den Segen. Das kam für mich persönlich genau zur richtigen Zeit!