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Frage beantwortet

Hans-Georg Filker über Römer 3,22-24.

Da ist kein Unterschied: Alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verspielt. Gerecht gemacht werden sie ohne Verdienst aus seiner Gnade durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.

Römer 3,22-24

Drei Jahre ist es jetzt her, dass wir das 500jährige Reformationsjubiläum gefeiert haben. Ich war mit meiner Frau und einem afghanischen Mädchen, zu deren 7-köpfiger Familie wir seit ihrer Ankunft in Deutschland im Jahr 2015 eine kontinuierliche Beziehung aufgebaut haben, aus Berlin zum Gottesdienst am Reformationstag nach Wittenberg gefahren. Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Tag. Es war unglaublich heiß, was der guten Stimmung auf den Elbwiesen, wo der Open-Air-Gottesdienst gefeiert wurde, keinen Abbruch getan hat.

Vor 500 Jahren hatte Professor Martin Luther an der Tür der Schlosskirche von Wittenberg seine Thesen veröffentlicht und zum Disput, zur Diskussion eingeladen. Im Lesen der Bibel, vor allem im Römerbrief, war er auf eine ihn überraschende Aussage gestoßen, die eine Frage, mit der er sich seit längerem herumquälte, beantwortete: Was muss ich als Mensch beitragen, damit ich in Ewigkeit gerettet werden kann.

Er hatte im geistlichen Bereich eine auch uns heute in vielen Lebensbereichen gut bekannte Erfahrung gemacht. Die guten Vorsätze, die ich fasse, reichen nicht weit. Wie soll ich mein Ziel erreichen, wenn ich immer wieder versage. Heute versuchen Ratgeber in allen Medien Tipps zu geben, wie man sich vielleicht selbst überlisten kann. Mit Gott kann man solche Spielchen nicht machen. Paulus zieht im 3. Kapitel des Römerbriefes ein ernüchterndes Fazit.

Egal ob fromm oder nicht fromm, christlich, jüdisch, heidnisch – heute würden wir hinzufügen: atheistisch, humanistisch, muslimisch:

„Da ist kein Unterschied: alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verspielt.“

Wenn ich mir nicht selbst etwas vormache, kann ich Paulus nur Recht geben. Überall klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Paulus fährt fort: „Gerecht gemacht werden sie ohne Verdienst aus Gottes Gnade durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“

Paulus sagt nicht - was ihm öfter unterstellt wird, - dass die Menschen zu nichts Gutem fähig wären. Es geht ihm um das Gottesverhältnis. Das ist zerbrochen - wie das Glied einer Fahrradkette. Da hilft es nichts, auf die vielen schönen zusammenhängenden und funktionieren Teile zu schauen. Wenn die Kette an einer Stelle gerissen ist, ist sie kaputt. Punkt. Da hilft es nichts, die heilen Glieder zu putzen und das zu streicheln, was nicht kaputt ist. Kaputt ist kaputt. Das hatte Martin Luther kapiert.

Und die Lösung? Paulus kommt hier auf das tiefste Geheimnis und die höchste Erkenntnis des christlichen Glaubens zu sprechen. Gott schafft die Lösung, nicht wir! Die Erlösung. Aus Liebe zu uns. In Gnade, das heißt, es bedarf keiner Vorleistung von mir. Es ist ein Geschenk, das mir angeboten wird. In der Begegnung mit Jesus Christus. Dem darf ich vertrauen. Das darf ich glauben. Das kann ich mir nicht selbst sagen, das bilde ich mir nicht ein, das ist kein Wunschtraum, - das ist die Botschaft, die ich - nur – in der Bibel finde.

Die Natur ist schön, dazu aber schweigt sie. Weltanschauungen können klug und erkenntnisreich sein – dazu aber schweigen sie. Religionen bringen die Ernsthaftigkeit von Gottesfragen und Glaubens- und Lebensweisen zur Sprache, aber sie können nur auf die eigene Kraft, Ernsthaftigkeit und eigenes Bemühen verweisen, was hoch zu schätzen ist - aber dieses Geschenk Gottes können sie nicht anbieten.

Das war Martin Luther klargeworden. Die reformatorische Erkenntnis lässt sich in vier prägnanten Aussagen zusammenfassen: allein Jesus Christus, allein aus Gnade, allein aus Glauben, allein in der Heiligen Schrift (Bibel). Eine Zusage!

Wie befreiend! Wie erfreulich! Wie motivierend!

Das wurde mir einmal mehr deutlich, als wir schwitzend in der Hitze des Reformationstages 2017 Gottesdienst auf den Elbwiesen feierten, vis-a-vis der Schlosskirche und der Kirche St. Marien, wo Luther dieses neue Verstehen des Evangeliums oft gepredigt hat. Drei Jahre ist das nun her. Gott dient uns – immer noch. Und mit meinem Leben gebe ich Antwort, jeden Tag.

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Kommentare (1)

Peter B. /

Danke für Ihre Worte Herr Filker. Das sollten wir uns öfters klar machen und uns daran freuen. Herzliche Grüße Peter B.